Kolumn

Obst – Selbstversorgungsgrad

Auf der Rückreise von der Fruit Logistica in Berlin ließ ich die Eindrücke nochmals Revue passieren. Tief beeindruckt von der Fülle und der Qualität des Angebotes bei Obst und Gemüse lagen mir immer noch die Aussagen von Kollegen über die schwache Konjunktur vom heimischen Obst in den Ohren.

Wo soll dies aus der Sicht der heimischen Produzenten hinführen, wenn es überall und im Überfluss Obst und Gemüse in bester Qualität gibt. Blank polierte, makellose rote Äpfel neben perfekt gelb nachgereiften Bananen, ein breites Sortiment an diversen Zitrusfrüchten, kernlose und großbeerige Tafeltrauben, saftige und zart schmelzende Birnen, Pflaumen in allen Variationen und eine Fülle von diversen Beeren neben exotischen Früchten, die man bei der Fachprüfung vor Jahren nur von Bildern herunter kennen gelernt hat.

Bei einem Fachvortrag im Hallenforum der Fruit Logistica fällt dann die konträr scheinende Aussage: der heimische Markt hat einen Selbstversorgungsgrad bei Obst von etwas über 60%. Wie passt dies zusammen, wenn wir wissen, dass Länder wie Polen, Italien, Frankreich, aber auch Österreich Nettoexporteure bei Äpfeln sind.

Dies ist einfach erklärbar. Österreich hat zum Beispiel bei Äpfeln eine Exportquote von 55%. Der Selbstversorgungsgrad beim gesamten Obst liegt aber nur bei 63%. Österreichs Obstbauern produzieren von den fünf wichtigsten Obstarten im Einkaufskorb der Österreicher nur den Apfel. Bananen, Zitrus, Tafeltrauben sind zur Gänze und sogar die Birnen sind zum Großteil Importobst.

So gesehen wird die Statistik um die Selbstversorgung wieder verständlicher.

Verständlicher wird damit auch die Notwendigkeit des internationalen Obsthandels mit seinem gesamten Know How in der Nachreifung, Logistik, Lagerung und Kühlung sowie den gesamten Dienstleistungen, die diesen perfekten Obsthandel in großen Mengen mit nicht bei uns produzierten Produkten und über weite Distanzen ermöglichen.

Man kann natürlich immer darüber diskutieren, warum es so ist, dass Äpfel im heurigen Jahr nur zu sehr niedrigen Produzentenpreisen zu verkaufen sind, während Exoten und Premiumprodukte ihren guten Preis haben.

Es ist einfach so, dass der normale Apfel ein wenig von seiner Erotik und seinem Esprit verloren hat. Er ist bis auf einige Ausnahmen ein Allerwelts-Produkt geworden. Und in dieser Preiskategorie ist er mittlerweile auch angesiedelt.

Prem 07/2015