Die Milchpreise für Produzenten sind auf lichte Höhen angestiegen.
In Bauernversammlungen und in der Presse wird dies als Reaktion auf die gestiegenen Kosten in der Produktion dar gestellt. Dies stimmt nur indirekt.
Preise entstehen in einem freien Markt auf Grund von Angebot und Nachfrage. Angebot und Nachfrage entstehen nicht von selbst, sie werden von der jeweiligen Gruppe gestaltet und entwickelt. Wer von beiden Gruppen besser aufgestellt ist, der hat bei der Preisgestaltung die Oberhand.
Somit hängt ein höherer oder niedrigerer Preis zuerst nicht direkt mit höheren Produktionskosten zusammen. Erst wenn jemand in der Wertschöpfungskette bis an die Grenze des wirtschaftlichen Ruins gedrängt wird, dann erst entwickelt er den nötigen Druck für sein Überleben – und selten aus strategischer Überlegung im Vorhinein.
Oder es läuft anders. Wie es derzeit die Energiewirtschaft vorlebt. Dort wurde in jüngerer Vergangenheit ein scheinbarer oder tatsächlicher Mangel beim Produkt glaubwürdig dargestellt.
Das Ergebnis ist, dass in diesem Bereich tüchtige Firmen derzeit Geld ohne Ende verdienen und der hohe Diesel-, Strom- und Gaspreis vom Endkonsumenten zähneknirschend zur Kenntnis genommen wird.
Es ist so, dass große Erdgas-Händler auf Grund ihrer Vertragssituation Russland-Gas zum Vorkrisen-Tarif einkaufen und derzeit an der Börse den dreifachen Preis erzielen. Das hat nichts mit den gestiegenen Kosten des Gashändlers zu tun. Diese Gruppe hat sich strategisch ihren Markt abgesichert.
Der Staat hat bei der ärmeren Bevölkerung über Sozialhilfen die Kollateralschäden dieser Situation aus zu gleichen. Schon spannend.
Stellen sie sich vor, es würde von der Frischebranche eine Situation geschaffen, dass Obst und Gemüse für den Endkunden innerhalb weniger Monate den doppelten Preis im Regal hat (wie der Diesel an der Zapfsäule). Dann würde dies bedeuten, dass der durchschnittliche private Haushalt nicht mehr 11% seines Haushaltseinkommens, sonder 13% für Lebensmittel ausgibt. Und den Rest für Wohnung, Mobilität, Freizeit, Kommunikation, Bildung…
Dieses Spiel ist eigentlich ein Match zwischen den „Anbietern“ von Konsumgütern um das Geld, das der private Haushalt für die einzelnen Sparten monatlich ausgibt.
Dieses Spiel hat derzeit eindeutig die Energiewirtschaft gewonnen, zu lasten der Lebensmittelbranche.
Die Energiewirtschaft hat ihre Preissprünge in „verdaulichen“ Portionen dem verärgerten Konsumenten verabreicht.
Der Lebensmittelhandel verspielt weitgehend kampflos ein um den anderen Prozent-Anteil vom Haushaltseinkommen der Konsumenten.
Fritz Prem