Kolumn

Pressobstpreis 2018

Eine fatale Situation bietet sich heuer auf dem Industrieobst-Sektor für die Bauern. In Mitteleuropa ist mitten in der Saison die Kampagne im Wesentlichen abgebrochen. Die Übernahmestellen haben einen Übernahmestopp mitten in der Haupt-Kampagne ausgerufen, da sie die anfallenden Mengen nicht weiter gebracht haben.

Es gab eine Reihe von Vorzeichen, die bei einiger Anstrengung den Großteil der anfallenden Mengen doch verwertbar erscheinen ließen. Ganz China hat durch Blütenfröste mehr Apfelernte verloren als in ganz Europa insgesamt an Äpfeln wächst.

Die Tanklager der europäischen Konzentrat-Hersteller waren durch die schwachen Vorjahre geleert.

Durch die Handelskriege der USA sind derzeit chinesische Exporte mit Zöllen belegt, davon  Apfelsaftkonzentrat mit 25%.

Eine einigermaßen klare Ausgangssituation am Markt. Wenn der Einkauf des Rohstoffes aus der Sicht der Industrie noch ausgereizt wird, dann kann für die Industrie von einem guten Jahr gesprochen werden.

Der Rohstoffpreis wurde in der Tat bis zum Abwinken ausgereizt. Tatsache ist, dass Polen 2018 die größte Industrieapfel-Ernte überhaupt hat. Da bei diesem Rohstoff das Angebot nicht einmal in Ansätzen gebündelt ist, so war es ein leichtes Spiel, den Preis bis an die Grenze des möglichen nach unten zu treiben. Die Grenze des Möglichen ist meist dann erreicht, wenn das Aufsammeln mehr kostet als der Erlös ausmacht. Dies ist in Europa je nach Lohnniveau zwischen 4 und 8 Cent je Kilo.

Gestartet wurde die Kampagne in etwa um diesen „Aufsammel-Grenzpreis“. Die polnischen Agrarvertreter haben befürchtet, dass bei einem weiteren Absinken der Preise massive Proteste der Bauern die Folge sein könnten. Ausserdem gibt es demnächst Wahlen. So hat man ein Budget für eine halbe Million Tonnen Pressobst aufgestellt, das derzeit eine massive Stützung je Kilo Pressobst für den Bauern ausmacht. Damit können polnische Pressäpfel beinahe gratis frei Station an die Saftindustrie kommen.

Durch die globale Vernetzung ist dieses „beinahe gratis“ der Richt-Preis für ganz Europa. Konzentrat-Betriebe außerhalb Polens haben 2 Möglichkeiten. Entweder sie bekommen auch Rohware um ganz wenige Cent vor die Presse geliefert, oder sie stellen den Pressbetrieb ein und machen Konzentrat-Kontrakte mit den Erzeugern aus herab gestützten polnischen Pressäpfeln.

So kann eine punktuelle und gut gemeinte Förderaktion einen ganzen Kontinent in die Pfanne hauen.

Aber wie überall: gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.

Fritz Prem