Auf Grund der überaus heftigen und teilweise emotionalen Reaktionen auf die letzte Kolumne mit einer (inoffiziellen) Ernteprognose für die Apfelernte 2018 möchte ich ausnahmsweise nochmals darauf eingehen.
Die Einschätzungen der Mengen und deren Unterschiede zu vor zwei Jahren (letztes „normales“ Jahr) sind unterschiedlich. In den Apfelregionen mit hoch professionellen Produzenten haben es anscheinend die Erzeuger hin bekommen, dass sie ihre Produktionsgrundlage (die Apfelbäume) nach den Frostjahren wieder in ein Gleichgewicht zwischen Wachstum und Fruchtertrag bekommen haben. Es wird hier moderate Mengensteigerungen geben. Das Klima und das Wetter tragen ihren Teil dazu bei.
Besonders aufgekratzt hat die Verarbeitungsindustrie reagiert. Vor allem Keltereien waren der Meinung, dass sie jetzt aus einem möglichen Überfluss heraus die Preise auf eine Achterbahn schicken sollten.
Wer hat von einer Achterbahn der Preise wirklich einen Nutzen? Es ist ja kein Kostenvorteil gegeben, wenn der direkte Mitbewerb zur gleichen Zeit gleich teuer oder gleich günstig einkauft.
Im Wesentlichen ist die Konzentratindustrie von einem Weltmarktpreis abhängig, die regionalen Keltereien finden eine andere Konkurrenzsituation auch noch vor. Alle günstigen oder teureren Rohstoffpreise werden im Normalfall sowieso durch den Konkurrenzdruck über das Produkt an den Kunden weiter gegeben.
Es geht also um den ewigen Wettkampf zwischen Keltereibetriebe und Konzentratindustrie.
Ich erinnere mich immer wieder an Situationen in der Vergangenheit, wo der eine oder andere Aufkäufer den Bogen überspannt hat und mitten in der Hauptkampagne ohne Rohstoff da stand, da die verfügbaren Mengen über etwas bessere Kontrakte anderweitig ihren Weg gefunden haben. Dies nicht nur in Mangeljahren.
Die Saftindustrie hat die Situation, dass sie die Haupt-Rohstoffmenge im Wesentlichen zu einem einzigen Zeitpunkt im Jahr einkaufen kann. Hier wird gepokert bis zum Umfallen.
Die Lager sind nach den Frostjahren vor Beginn der Ernte leer. Wer in der kommenden Saison im Geschäft sein will, der wird einkaufen müssen. In Nuancen wird sich der Bedarf nach mehr oder weniger säure-reicheren Sorten richten.
Noch sind die Äpfel nicht in der Erntekiste. Ob sie am Frischmarkt oder bei der Verarbeitungsindustrie landen, werden wir sehen, wenn es soweit ist. Auch sind um diese Zeit
Schwankungsbreiten in der Schätzung von 10% die Norm.
Fritz Prem