Kolumn

Prognosfruit 2016

Eine perfekt organisierte Prognosfruit 2016 in Hamburg ist zu Ende. 12 Millionen Tonnen Äpfel und etwas über 2 Millionen Tonnen Birnen stehen in der Prognose.

Als oftmaliger Teilnehmer dieser Ernteschätzungskongresse sind für mich die vielen persönlichen Kontakte in der Oberliga unserer Branche mindestens so wertvoll wie die offiziellen Statistiken. In vielen persönlichen Gesprächen bekommt man mit, wo in der einen oder anderen Region noch Hausaufgaben zu machen sind, aber auch wo es eine Vorreiterfunktion gibt.

Folgende besondere Dinge habe ich mir diesmal mit nach Hause genommen. Zum einen unsere persönliche Situation in Österreich, wo es in ähnlicher Situation mit Slowenien, Teilen von Ungarn, Tschechien und Slowakei durch Blütenfröste noch nie dagewesene Ernteausfälle von über 80% gibt. Auch wenn es sofort keine konkrete Hilfe war, so habe ich die Anteilnahme der europäischen Kollegen an unserer schwierigen Situation sehr persönlich und ehrlich empfunden. Natürlich wird es Warenströme von übrigen Regionen Europas in die betroffenen Regionen geben.

Vorsichtig wurde Unmut gegenüber den polnischen Kollegen geäußert. Dies in mehrfacher Hinsicht. Als größter Player in der europäischen Apfelbranche ist man anscheinend nicht in der Lage oder willens, eine präzisere Ernteschätzung zu liefern. In den letzten Jahren wurden die Prognosen von den absoluten Mengen her spürbar korrigiert. Wenn der größte Player mit einem Viertel bis einem Drittel (man kann es anscheinend nicht genau sagen) sich um 10% irrt, dann hat dies massiven Einfluss auf den restlichen Markt. Man kann einiges an Verständnis für die Situation aufbringen, wenn man weiß, dass die polnische Produktion außerhalb der Großbetriebe extrem klein strukturiert ist und dass zum jetzigen Zeitpunkt nicht genau ab zu schätzen ist, wie hoch der Anteil an Industrieobst bei der Ernte im Herbst sein wird.

Dem ist fairerweise entgegen zu halten, dass andere Regionen auch eine extrem klein strukturierte Produktion haben. Diese Regionen haben sich aber im Unterschied zu Polen in der Vermarktung extrem gebündelt und zusammen geschlossen. Sie sind so die stärksten Player am Markt geworden, mit den besten Preisen für die Produktion. Dies kann man von Polen nicht unbedingt behaupten.

Trotz genereller Zuversicht beim Kongress haben dies erstmals Teilnehmer ausgesprochen.

Fritz Prem 26/2016