Kolumn

Regionalität

Was ist regional am regionalen Schweinefleisch? Vor Kurzem war ich mitten in einer sehr emotional geführten Diskussion über Regionalität.

Der Standpunkt der einen Gruppe: Regionalität ist derzeit eine zentraler Mengentreiber im Vertrieb des Produktes und rechtfertigt einen höheren Produktpreis gegenüber Massenware von irgendwo her. Es entsteht in der Region Wertschöpfung und diese ist insgesamt wiederum ein Motor für die regionale Wirtschaft.

Der Standpunkt der anderen Gruppe: Sehen wir uns die Bausteine dieser Regionalität an. Die Genetik und das Zuchtmaterial kommen aus dem Nordwesten Europas. Die Eiweißfuttergrundlage kommt vorwiegend vom anderen Ende der Welt (Brasilien) und ist gentechnisch verändert. Das Kapital für die Investitionen und die Technik kommen zu einem beachtlichen Teil nicht aus der Region. Die Mitarbeiter im Zucht- und Mastschweinestall kommen aus Rumänien oder der Ukraine.

Regionale Schweinespeck-Marken suggerieren ihre verarbeiteten Produkte als regional, obwohl ein Teil ihres Rohstoffes aus Rumänien oder Dänemark stammt. Die nachhaltige Wirkung für die Region ist die Verfrachtung von Kohlenstoff (Gülle) und die Marge, die bleibt. 

Zugegeben, eine Schwarz/Weiß Betrachtung einer Branche, mit einer Verallgemeinerung am Rande des Erträglichen.

Wie sieht es in unserer Branche Obst und Gemüse mit der Regionalität aus? Ein kleiner Einblick hinter die Kulissen, auch schwarz/weiß gefärbt, sei erlaubt.

Die Genetik und das Pflanzmaterial sind auf Grund von Züchtungs- und

Lizenzverträgen mittlerweile nicht mehr regional zu haben. Die Arbeit als wichtiger Teil der Kostenstruktur ist im Wesentlichen nicht aus der Region und ist somit importiert. Bei der Technik und den baulichen Anlagen (alles was sich in der AfA niederschlägt) hat der regionale Handel noch seinen Anteil, der Großteil davon wird nicht in der Region hergestellt. Bei Pflanzenschutz und Dünger ist die Herkunft außer Streit – also mit Sicherheit nicht in der Region hergestellt.

Es verbleibt somit neben der Unternehmerfamilie (in den meisten Fällen) und dem Betriebsleiter (ebenfalls in den meisten Fällen) der Boden und das Klima als echt regionale Komponente.

Beim Thema Klima sind wir uns schon nicht mehr ganz so sicher. Unser „gutes altes Klima“ wandelt sich schön langsam in ein neues - wir werden sehen welches Klima dann wieder als regional zu betrachten ist.

Wie gesagt, eine Betrachtung in schwarz/weiß.

Fritz Prem