Kolumn

Regionalität – ein starkes Argument

Der Speisekartoffelsektor hat es diese Saison nicht ganz einfach. Die Gastronomie ist zu, der Fremdenverkehr ist ausgefallen, die klassischen Absatzkanäle brauchen weniger Speisekartoffel. 

Gerade bei der letzten Ernte hat es die Natur aber gut gemeint mit den Erträgen. Somit war eine Eskalation am Markt zu erwarten.

Die Emotionen dazu sind in der letzten Woche hoch gegangen, ja geradezu explodiert.

Betrachten wir die Hintergründe dazu.

Es war seit Jahren üblich, dass der österreichische Lebensmittelhandel zum Angebot von Lagerkartoffeln aus regionaler Produktion parallel dazu Frühkartoffeln (die  mit der ganz dünnen Schale) aus dem Mittelmeerraum importiert hat.

Dies hat sogar eine kurze zusätzliche Belebung des Kartoffelmarktes gebracht. In weiterer Folge waren frischer Spargel und frische Frühkartoffel ein gegenseitiges Zugpferd.

Was hat die Situation heuer eskalieren lassen?

Die einheimischen Kartoffelbauern haben von Beginn an auf ihre doch nicht so einfache Situation hin gewiesen und ihren Partnern im Lebensmittelhandel erklärt, dass es aller Anstrengungen bedarf, um die Lager bis zum Beginn der neuen Situation zu leeren.

Die Einkäufer im LEH hat dies anscheinend relativ wenig berührt. Sie haben ihr Programm, wie in den letzten Jahren gewohnt, einfach „abgespult“. Das Thema Regionalität schien für sie etwas für die Marketingabteilung zu sein, aber sie sind ja der Einkauf und sie richten sich ganz einfach nach den Markterfordernissen.

Die Spannung zwischen Kartoffelproduzenten und LEH stieg rasant an, als die ersten „Heurigen“ Kartoffeln aus dem Mittelmeerraum in den Regalen lagen. Es waren keine wirklichen Frühkartoffeln, sondern normale Lagersorten, die eben kurz vor dem Verkauf als „Heurige“ aus der Erde geholt wurden.

Eine Wut-Rede

Die „Wut-Rede“ eines Kartoffelbauern in den sozialen Medien brachte den Damm zum bersten. Ein riesiger Shit-Storm gegen den Lebensmittelhandel war die Folge.

Zerknirscht trat der erste Vertreter eines großen Diskonters vor die Presse und erklärte, dass sie dieses Produkt aus den Regalen nehmen. Der größte Konkurrent folgte auf dem Fuß. Plötzlich war auch der nächste Vollsortimenter gezwungen, das Gleiche zu tun.  Wenn der zweitgrößte Vollsortimenter auch noch diesen Weg geht, dann sind etwa 90% aller Regale im Lande wieder ausschließlich mit regionalen Kartoffeln bestückt.

Eine solch rasche Kettenreaktion hat es schon lange nicht mehr gegeben - und derart aufgekratzte Einkaufsleiter auch nicht.

Fritz Prem