Seit wir die Geschichte vom alten Rom studieren können wissen wir:
In Krisenzeiten ist es notwendig, wenn einer mit viel Macht ausgestattet ist und sagen kann, wo es lang geht.
In Friedenszeiten würde ein Diktator jede Kreativität und alle prosperierenden Ansätze für eine bessere Gesellschaft unterbinden. Sein einziges Ziel ist der Erhalt der Macht.
In Kriegszeiten würde ein Triumvirat durch seine mühseligen Entscheidungsfindungen nur Chaos und eine Niederlage produzieren.
In Friedenszeiten ist es aber die beste Möglichkeit, durch (zwar schwierigere) Entscheidungsfindungen eine bessere Welt für alle zu ermöglichen. Alle positiven Ideen für eine Weiterentwicklung haben Platz. Soweit im alten Rom.
Diese Entscheidungsfindungsmodelle funktionieren nicht nur bei Krieg und Frieden. Sie funktionieren erstaunlicherweise in allen Lebenslagen. So auch in unserem Obst- und Gemüsehandel. Wo zwischen Anbieter und Einkäufer eine zwar mühseligere, aber partnerschaftliche Preisfindung waltet, dort ist auch Platz für Innovationen und neue Produkte.
Und auch für Marktanteile durch neue Kunden.
Überall dort wo ein Macho als Einkäufer tätig ist, der noch dazu von seinen Vorgesetzten wie ein Kettenhund auf die Anbieter losgelassen wird, dort gibt es eine andere Entwicklung. Dieser Macho-Typ definiert seine Macht vorwiegend über die Demütigung der Anbieter.
Es ist doch so, dass die Wertschöpfungskette und deren Margen zumindest in der Obstbranche ein offenes Buch sind.
Darüber hinaus gibt es durch den wöchentlichen AMI-Storecheck in den deutschen Filialen aller LEH‘s und Diskonter ein ganz genaues Bild, wer, was, wo und zu welchem Preis von welchem Lieferanten im Regal liegen hat.
So ist es passiert, dass ein Bio-Lieferant beim Store-Check aufgefallen ist. Er hat Bio-Elstar an einen Kunden geliefert, der es diesem Kunden ermöglicht hat, diesen Bio-Elstar um € 0,65 je Kilo in seiner Filiale an den Endkunden zu verkaufen. Ein Preis jenseits von „Gut und Böse“ für eine Bioware.
Die Nachfrage über eine übergeordnete Stelle beim Handel hat bewirkt, dass der Einkäufer seinem Lieferanten signalisiert hat, dass man derartige Interventionen bei seinen Vorgesetzten nicht goutiere.
Wahrscheinlich ist danach beim Lieferanten folgendes abgelaufen: Bei ihm sind daraufhin alle Sicherungen durchgebrannt, er hat sich in den Staub geworfen und Asche aufs Haupt gestreut. Er hat dem Einkäufer seine immer währende Liebe erklärt und ihm signalisiert, dass er weiterhin um jeden gewünschten Preis seine Ware an den Einkäufer verschenkt, wenn er ihn nur nicht auslistet.
Der Macho hat seine persönliche Bestätigung um den erwarteten Preis bekommen.
Ein wenig wie im alten Rom. Der Diktator führt in Nicht-Kriegszeiten seinen Machterhalt fort. Wie es im alten Rom dabei weiter gegangen ist, können wir in den Geschichtsbüchern nachlesen.
Fritz Prem