Kolumn

Robotik

Ist die Robotik auch in der Landwirtschaft die Antwort auf den Arbeitskräftemangel oder sind Roboterarme der Jobkiller für Arbeitskräfte im manuellen Bereich?

Am Beispiel eines zukünftigen Pflückroboters für die Apfelernte wurden die Für und Wider in einer hochrangigen Diskussionsrunde umfangreich abgetauscht.

Die derzeitigen technischen Grenzen konnten einigermaßen gut und rasch abgeklärt werden. In der Industrie gibt es Automatisierungen seit Jahrzehnten. In geschlossenen Hallen hat man sich mit etwa 6-8 externen Einflüssen zu beschäftigen und dies in der Funktion mit zu berücksichtigen.

In der freien Natur sind es laut Aussage von Experten etwa 60 Parameter, die mit berücksichtigt werden müssen. Alle diese Eventualitäten zu berücksichtigen, dies dauert eben. Die ersten Modelle haben anscheinend die Schwelle vom Prototyp verlassen.

Viel emotionaler wird es, wenn es darum geht, ob es fair ist, wenn Maschinen den Menschen die Arbeit „wegnehmen“. Ob es verantwortungsvoll ist, Mitmenschen in ihrer wirtschaftlichen und sozialen Aufgabe zu beschneiden. Diese Diskussion ist aber so alt, wie die Automatisierung selbst.

Interessant war der wirtschaftliche Aspekt. Der Stehsatz, dass eine Automatisierung in erster Linie den „Großbetrieben“ in Hochlohn-Ländern einen Vorteil verschaffe, ist doch zu differenzieren.

Tatsache ist, dass z.B. ein Modell eines Pflückroboters pro Kalendertag etwa 20 Tonnen Äpfel erntet. Dies unabhängig davon, ob es sich um einen großen Betrieb handelt oder nicht. Tatsache ist auch, dass die Kosten je Kilo geernteter Äpfel in einem Betrieb, der 2 Ernteroboter braucht, um die Ernte zeitgerecht ein zu bringen genau gleich teuer ist, wie bei einem Betrieb, der 20 Ernteroboter braucht, um zeitgerecht zu ernten.

Ein weiterer Betrachtungspunkt war die Tatsache, dass sich in einem Hochlohn-Land die Einsparung je Kilo Erntekosten viel deutlicher zu Buche schlägt, wie in einem Land mit niedriger Lohnstruktur. Die Annäherung der Kosten zwischen den Ländern würde klar ausfallen.

Eine grundsätzliche soziologische Frage stellte ein Diskussionsteilnehmer am Schluss. Ist es nachhaltig, wenn Regionen, die selbst zu wenig Erntearbeitskräfte haben, auf Dauer Wanderarbeiter aus anderen Regionen beschäftigen, um damit längerfristig eine Produktion zu halten. Oder wird die Produktion dort hin wandern, wo es auch möglich ist und es genug Arbeitskräfte gibt?

Unter diesem Blickpunkt hat das Thema Robotik eine deutlichere Gewichtung bekommen.

Fritz Prem