Alle in der Branche spüren die Veränderungen am Markt durch das russische Importverbot für Waren aus den EU-Staaten, Kanada, USA, Australien und Japan. Nicht ganz unerwartet nehme ich hinter den Kulissen wahr, dass sehr rührige Obstvermarkter eine verstärkte Reisetätigkeit in Länder wie Türkei oder Serbien an den Tag legen. Ich gehe sogar ehrlich davon aus, dass sich da im Wesentlichen keine Korruption anbahnt, sonder ein ganz logisches Geschäft.
Wenn Russland aus politischen Gründen aus den gesperrten Ländern bewusst keine Lebensmittel bezieht, so müssen sich die russischen Importeure neue Lieferanten suchen. Wenn ein Händler bei einem neuen Lieferanten um Ware anklopft und es kein Geheimnis ist, dass er dringend Ware braucht, so wird die Ware, so sie verfügbar ist, im Zuge der Preisfindung dementsprechend ihren Wert haben. Dieser Lieferant hat bisher seine Stammkundschaft mit seiner Ware versorgt. Wenn er jetzt neue Kunden mit seiner eigenen Ware beliefert, dann braucht er für seine Stammkunden zusätzliche Ware, und die bekommt er von den von Russland ausgelisteten Lieferanten. Ich gehe davon aus, dass ordentliche Mengen diesen Weg finden werden. Einen Teil des russischen Bedarfes werden China und die Südhalbkugel liefern. Die Spielregeln in der Branche sind eigentlich sehr einfach.
So wird es auch ohne weiteres sein, dass sich europäische Großhändler in neuen Kundenländern über den Weg laufen. Dann gelten in diesem Geschäft wieder die Spielregeln von Angebot und Nachfrage, die zwar jeder kennt, die aber nirgendwo niedergeschrieben sind.
Schön langsam erkennt man die Gewinner und Verlierer des Embargos. Diejenigen, die das Verbot erlassen haben und jene, gegen die es sich direkt richtet, zählen nicht zu den Gewinnern.
Prem 37/2014
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