Unter dem Eindruck einer großen Ernteerwartung und „verstopften“ Märkten sind jetzt überall Äpfel in PE-Säcken und Kübeln im Sonderangebot. Dies umgerechnet für einen halben Euro je Kilo für den Endverbraucher. Ist dies für das Geschäft förderlich oder nicht?
Wenn man mit alten Füchsen im Handel darüber diskutiert, dann wird dies zweigeteilt gesehen. Zum Einen ist es so, dass ein Produkt, das komplett außerhalb der bisher gewohnten Preisspanne verkauft wird, Aufmerksamkeit erregt. Es ist ein Lockartikel. Am Beginn gehen größere Mengen. Durch die größere Verkaufseinheit kann man annehmen, dass ein größerer Teil als bisher im Haushalt verdirbt und in die Mülltonne wandert. Für den Mengenabsatz ist dies also gut.
Das Gesamtgeschäft ist aber nicht aus den Augen zu verlieren. Wenn ein Produkt an den Konsumenten dauerhaft billig angeboten wird, so entsteht ein Gefühl der Normalität und Selbstverständlichkeit. Bei 50-Cent-Preisen im Geschäft verdient niemand etwas, weder der LEH, der Großhändler oder der Produzent.
Bei einem besonders niedrigen Preis wird der Apfel längerfristig der Kategorie „Wert-loses“ Produkt zugeordnet.
Der durchschnittliche Europäer verbraucht pro Jahr etwa 22 Kilo Äpfel. Ob er dafür 50 Cent, einen Euro oder zwei Euro pro Kilo an der Registrierkasse zahlt, ist die Frage. Es liegt im Einfluss der Marktteilnehmer, zu welchem Preis die 22 Kilo (oder in anderen Jahren 20 Kilo) den Weg zum Konsumenten finden. Das Haushaltseinkommen der privaten Haushalte wird bis zum Ende des Monats aufgebraucht. Jene paar Euro, die sich ein Konsument im Jahr beim Apfelkauf einsparen würde, die gibt er für andere Konsumgüter aus.
Die alten Füchse im Handel erklären mir, dass es längerfristige Schmerz-Obergrenzen für Preise gibt. Für Massenware liegt die bei einem Euro, für qualitativ hochwertige Ware bei zwei Euro und für Premiumware bei drei Euro je Kilo. Wahrscheinlich ist an dieser Behauptung was Wahres dran.
Prem 39/2014