In regelmäßigen Abständen gibt es in den Medien Klagen über die Situation bei Saisonarbeitskräften. Auf der einen Seite sind es die landwirtschaftlichen Unternehmer, die für Kulturarbeiten und zur Einbringung der Ernte Saisonarbeitskräfte und Erntehelfer brauchen.
Auf der anderen Seite achten regionale Arbeitnehmerorganisationen darauf, dass möglichst heimische Arbeitskräfte einen Job finden. Auf der einen Seite gibt es eine wettbewerbs-verzerrende Situation bei Kollektivvertrags-Löhnen. In einem Land gibt es einen Mindestlohn mit einer zusätzlichen Erleichterung durch niedrigere Lohnnebenkosten. Im direkt angrenzenden Nachbarland ist der Bruttolohn als Kostenfaktor zwar höher, der Arbeitnehmer erhält aber durch die höheren Lohnnebenkosten weniger auf die Hand.
Ein Abwandern der Stamm-Mannschaften von einem Land ins benachbarte Land ist die Folge. Langjährige Spezial-Kulturen in der Region stehen vor dem Aus.
Verschärft wird die Situation noch dadurch, dass in den klassischen Herkunftsländern durch die gute Konjunktur die Löhne auch gestiegen sind. Eine bisher noch nicht da gewesene Konkurrenz-Situation.
Ich habe mich innerlich lange geweigert, den Arbeitsmarkt auch als Markt mit seinen marktwirtschaftlichen Spielregeln zu sehen. Es sind doch Menschen, um die es hier geht. Tatsache ist, dass auch in diesem Bereich Angebot und Nachfrage gleich funktionieren wie in jedem anderen Wirtschaftssektor.
Da ist die Politik gefordert. Es ist dies einer der wirklich wenigen Bereiche, wo Parteipolitik im Wirtschaftsleben etwas beeinflusst. In fast allen anderen Bereichen der Wirtschaft ist die Politik ja ohnehin abgemeldet, sie kümmert sich im besten Falle noch um das Thema Förderungen und in jüngster Zeit wieder um die Politik der Zölle.
Beim Thema soziale Bedingungen kann die Politik ein ganze Region in den Ruin stürzen oder sogar Industriezweige zum Abwandern oder Ansiedeln bringen. Die deutschen Schlachthöfe sind das Beispiel aus dem Lehrbuch.
Apfelbauern sehen, wie es den Kollegen bei der Erdbeer- und Spargelernte ergangen ist und haben jetzt schon Sorge, dass sie zu wenig Erntehelfer haben werden und ihre Ernte nicht rechtzeitig einbringen können.
Wenn die Rahmenbedingungen durch die Politik mutwillig, aus Parteiräson oder einfach nur aus Naivität Auswirkungen haben, dann ist bei den Verursachern zu urgieren.
Dass einige schwarze Schafe bei den Unternehmern, die ihren Mitarbeitern Überstunden, Zuschläge oder gar Teile des Lohns vorenthalten, das Fass zum Überlaufen bringen – dies ist eine andere Geschichte.
Fritz Prem