Gibt es dumme Bauern, wie sie in uralten Schulbüchern manchmal dargestellt wurden? Oder sind die Bauern schlau, wie sie in mancher Fabel beschrieben werden.
Ich lade sie ein, zu einer aktuellen Betrachtung aus der Vogelperspektive beim Thema Preis für Bio-Saftware.
Die allgemeinen Rahmen für das Marktgefüge im heurigen Jahr wurden von den Betroffenen selbst dargestellt. Der Biosaftmarkt korreliert mit dem fertigen Saft aus Apfelsaftkonzentrat nicht wirklich, es ist eine andere Liga. Der Konzentratmarkt ist ein globaler, der Direktsaftmarkt ist meist größer regional oder national. Es ist also der Wettbewerb zwischen den Anbietern des Bio-Rohstoffes für Direktsaft.
Jede Saison ist anders
Keine Saison ist gleich wie die andere. Daher sind auch die jährlichen Rahmenbedingungen für den Preis an den Bauern (Rohstofflieferanten) entscheidend. Die Rahmenbedingungen wurden hinlänglich in den Fachmedien kommuniziert. Die Tanks der Saftproduzenten sind bis auf jene, die ein wenig zu langsam verkauft haben, de facto geräumt. Der Markt für direkt gepressten Saft wächst weiterhin kontinuierlich. Wenn die Saftproduzenten mit einem Sicherheitspolster jene Mengen an Rohstoff einkaufen, den sie in der kommenden Saison für ihren Markt brauchen, dann geht es allen gut.
Somit müsste die diesjährige Saison am Bio-Saftwarenmarkt unaufgeregt ablaufen.
Läuft sie aber nicht. Wir haben derzeit in Europa ein Preisband bei Bio-Saftrohware von beginnend bei knapp 22 Cent bis knapp 45 Cent – wohlgemerkt für Saftware.
Der entscheidende Unterschied ist die Form des Angebotes
Sind es jetzt die dummen Bauern, die ihre Biosaftäpfel für 20 Cent verkaufen und die klugen, die 45 Cent dafür erzielen? Ja, ein Körnchen Wahrheit steckt drinnen.
Neben den qualitativen Unterschieden (schwache Ware durch zu langes Zwischenlagern) und dem Unterschied zwischen Bio-Streuobst (säuerlicher, geringere Saftausbeute) und Bio-Saftware aus Anlagen (süßlicher und höhere Saftausbeute) der entscheidende Unterschied bei dieser großen Preisspanne ist die Form des Angebotes.
Aus meiner Insider-Betrachtung ist es so, dass jene Bauern, die im untersten Preissegment ihren Rohstoff anbieten, dies fast immer am Spotmarkt machen. Sie kippen dem Vorverdichter ihr gesammeltes Streuobst über die Rampe und fragen meist kurz vorher, zu welchem Tagespreis dies möglich ist. Nachher ärgern sie sich, dass es so wenig ist. Das war es.
Jene Bauern, die in der Oberliga spielen, haben ausschließlich klare und langfristige Beziehungen zu ihren Kunden. Das strategische Denken hört nicht an der Rampe für Saftäpfel auf. Dies ist ein Spiel, das seit Jahren genau so abläuft.
Fritz Prem