Kolumn

Schulschluss – Start ins Berufsleben

Für viele Jugendliche endet in den nächsten Tagen die Schulzeit und sie stehen am Beginn ihres Erwerbslebens. Die einen haben eine Universitäts- oder Hochschulausbildung abgeschlossen und erwarten eine Berufslaufbahn in der Wirtschaft oder Wissenschaft, die nächsten eine berufsbildende höhere Schule und möchten ihr erlerntes Wissen in der Praxis umsetzen , wieder andere haben ihre Pflichtschule beendet und freuen sich darauf, ein Handwerk oder eine Dienstleistung zu erlernen.

Wir bilden im Schulsystem hochspezialisierte Experten aus. Die Einstein-Juniors, die hochmotivierten Dienstleister-Zukunftshoffnungen, die zukünftig gut ausgebildeten Facharbeiter als Stützen der Wirtschaft – sie alle gehen hoch motiviert in den kommenden Lebensabschnitt.

Aufmunternd stimmten mich letze Woche die Worte des Rektors einer renommierten Universität bei der Verabschiedung der neuen Akademiker. Er sprach: Liebe Absolventen, sie zählen jetzt zur geistigen Elite dieses Landes. Nicht nur an Ihrem Fachwissen, auch an ihren persönlichen Werten, die sie mit einbringen, werden sie gemessen.

Wenn wir die kommenden Monate in unserer Obst- und Gemüsebranche betrachten, so werden wir auch in unserem Bereich den einen Neuanfänger oder die andere Neuanfängerin bei ihrem Einstieg begleiten. Wir werden uns freuen, wenn ein neuer Mitarbeiter aufnahmefähig ist. Wir werden uns vielleicht auch ärgern, dass der Neuanfänger möglicherweise für die Rechnung 6x12 einen elektronischen Rechner braucht. Elektronische Medien hat er vielleicht im kleinen Finger, Höflichkeit und Kommunikation mit Kunden sind ihm vielleicht nicht ganz so geläufig, da er bisher vorwiegend über elektronische Medien seine sozialen Kontakte auslebte.

Wenn wir junge Menschen daran messen, was sie jetzt gerade können, so ist dies möglicherweise kurzsichtig. Es wird an uns liegen, jungen Menschen eine Chance für ihre Entwicklung zu geben. Wo kämen all die guten Experten im heutigen Geschäftsleben her, wenn sie nicht als junge Menschen von den damaligen Akteuren die Chance bekommen hätten. Einen Unterschied gibt es aber. Vor einigen Jahrzehnten gab es neben der fachlichen Ausbildung fast immer auch eine Zusatzkomponente für die persönliche Bildung: der Meister als Vorbild.

Ein Head-Hunter eines mittelständischen Unternehmens erklärte mir, dass er sich bei der Personaleinstellung zuallererst die soziale Kompetenz des Bewerbers ansehe. Von der fachlichen Qualifikation kann er vorerst einmal ausgehen, sonst hätte sich der Bewerber nicht für diesen Job gemeldet. Auch interessant.

Fritz Prem 22/2016