Kolumn

Sicherheitslücke

In unserer Technikgläubigkeit gehen wir davon aus, dass der weltweit bekannteste Entwickler von Mikro-Prozessoren alle Eventualitäten eines möglichen Fehlers oder Mangels bei seinem Produkt im Vorhinein ausreichend überprüfen wird, bevor er in beinahe unzähligen Mengen in Computern, Tablets, Handys und in diversen Kommunikations- und Steuerungseinrichtungen eingebaut wird. Man ist bisher davon ausgegangen, dass Sicherheitslücken  immer nur in der Software auftreten können, daher auch dort die ganzen Firewalls und Sicherheitsprogramme. Niemand soll unbefugt zB an Passwörter und geschützte Daten herankommen.

Plötzlich haben drei junge Forscher aus Graz entdeckt, dass die weltweit bekannteste Hardware durch eine ausgeklügelte Anwendung Zugänge zu gesicherten und gehüteten Daten aufmacht. Der Aktienwert des Herstellers hat nach der Bekanntmachung deutlich an Wert verloren.

Einer der drei jungen Forscher hat mir am Wochenende erzählt, dass sie am Beginn ihre eigene Entdeckung selbst nicht für möglich gehalten haben. Für einen Branchenfremden sind die genauen Details beinahe wie von einem anderen Stern. Mittlerweile sind die jungen Talente weltweit zu Vorträgen eingeladen.

Bei den ganzen Erzählungen des jungen Mannes sind mir mögliche Schreckens-Szenarien in unserer Obst- und Gemüsebranche in den Sinn gekommen.

Wie wäre es, wenn zB. ein Pflanzenschutzmittel vom weltweit größten Hersteller, das auch weltweit am Häufigsten eingesetzt wird, plötzlich in einem ganz anderen Bereich als in den bisher penibel genau geprüften Bereichen einen Sicherheitsmangel hätte. Es wäre möglicherweise ein Viertel der Weltbevölkerung schon seit einiger Zeit mit von diesem Pflanzenschutzmittel behandeltem Obst und Gemüse versorgt worden – möglicherweise waren sogar wir einer der Händler, die diese Ware verteilt haben.

Sie werden sich jetzt denken: das ist unmöglich! Wir haben doch die besten Lebensmittelbehörden, die besten Kontrollen und die sichersten Lebensmittel in der Menschheitsgeschichte.

Das dachten die drei jungen Forscher zuvor auch, da sich alle auf der ganzen Welt auf eine perfekte und sichere Software konzentrierten. In ihrem jugendlichen Forscherdrang haben sie auch das bisher nicht gedachte in Frage gestellt.

Ich will sie nicht verunsichern, wir haben nach wie vor die sichersten Lebensmittel. Ich werde auch morgen wieder genussvoll in einen knackigen Apfel beißen – trotzdem werde ich die Augen offen halten und keine Möglichkeit auslassen und weiterhin meinen Beitrag zu einer möglichst großen Lebensmittel-Sicherheit ein bringen. 

Fritz Prem