Eine Pressemeldung hat letzte Woche in Österreich allen politischen Meldungen den Rang abgelaufen.
Ein Bauer in wirtschaftlich großer Not hat nach einer Medienkampagne einer Stadtzeitung letzten Endes innerhalb von 3 Tagen € 250.000,- und innerhalb von 4 Tagen 400.000,- Euro an Spenden erhalten. Damit kann er nicht nur seine Schulden begleichen, es bleibt noch etwas für notwendige Investitionen.
Wenn sie diese Zeilen lesen, dann glauben sie an ein Weihnachtsmärchen. Aber es ist Realität.
Zur Vorgeschichte. Ein kleiner Bauer regt sich im Sommer beim Chefredakteur der größten Stadtzeitung Österreichs sehr darüber auf, dass dieser in seinen Augen sehr bauernfeindlich über das oftmals zitierte „Kuh-Urteil“ berichtet habe.
Der Chefredaktuer machte die harte Arbeit des Bauern selbst mit
Nach unflätigen Beschimpfungen wurde doch im darauf folgenden Gespräch vereinbart, dass der Chefredakteur tatsächlich als Praktikant zum Bauern auf den Bauernhof kommt, um die harte Arbeit kennen zu lernen. Er kam tatsächlich und sie blieben im Kontakt.
Die wirtschaftliche Situation verschlimmerte sich so sehr, dass die Bank schon einen Versteigerungstermin für die gesamte Landwirtschaft angesetzt hatte. In seiner Not kontaktierte er den besagten Chefredakteur, der einen Spendenaufruf in seiner Zeitung veröffentlichte. Es folgte eine unvorstellbare Solidaritätsbewegung.
Es könnte zwei Erklärungen für die Dimension der Reaktionen geben. Die einfachere Erklärung wäre eine Mitleidswelle vor Weihnachten.
Zwei mögliche Gründe für die Dimension der Spendenaktion
Die andere und für mich tiefer liegende Erklärung ist eine Situation, die auch sehr tief mit unserem täglichen Handelsgeschäft zu tun hat.
Die Konsumenten tragen das ganze Jahr über Lebensmittel aus den Filialen zu einem Preis, der in den Geschäften üblich ist. Dieser „übliche“ Preis entsteht durch die Preisfindung zwischen Anbieter und Einkäufer. Diese Preisfindung muss nicht immer kostendeckend für den Erzeuger sein.
So kommt es vor, dass Bauern trotz fleißiger Arbeit bei etwas ungeschickter wirtschaftlicher Konstellation in Richtung Insolvenz unterwegs sind.
Durch das Bewusst machen von einem Einzelschicksal hatten Konsumenten keine Scheu, einen Teil ihrer beim Lebensmitteleinkauf ersparten Summe an den Bauern zu spenden.
Da stellt sich für mich schon die leise Frage: haben Verkäufer und Einkäufer in ihrem täglichen Geschäft, das sie oft sehr sportlich sehen, einfach übersehen, dass dahinter die Bauern auch wirtschaftlich überleben müssen?
Daher diesmal eine Weihnachtsgeschichte der anderen Art.
Fritz Prem