Kolumn

Startpreise in die neue Saison

Bei der Hauptobstart in Europa, dem Apfel, ist die alte Saison weitgehend abgeschlossen. Die ersten nennenswerten Ernten von Gala aus den frühesten Lagen in Italien, Frankreich und Spanien sind bereits im Handel.

Die letzte Saison war geprägt von einer sehr großen Ernte und dem Russland-Embargo. Dadurch ist auf den offenen Märkten ordentlich Druck entstanden und die Preise haben sich auf der Achterbahn nach unten bewegt.

Jetzt ist die Zeit des Kassasturzes und mit großem Katzenjammer nehmen alle in der Wertschöpfungskette zur Kenntnis, dass für einen regulären Betrieb zu wenig Geld in der Kasse geblieben ist. Das heißt im Jargon des Buchhalters, dass Kosten auf das neue Wirtschaftsjahr fortgeschrieben werden müssen. Klingt harmlos, ist aber eine Tragik.

Das Grundübel liegt darin, dass an der Registrierkasse durch eine „Geiz ist geil“-Mentalität und durch Rabattschlachten zu wenig Geld für die gesamte Wertschöpfungskette lukriert wurde. Wir lernen im dritten Jahr hintereinander nicht aus den Fehlern der Vorjahre.

Die ersten Gala-Ernten im südlichen Teil des Apfelgürtels in Europa sind immer ein Wegweiser, wie die Saison laufen könnte. Dies stimmt  mich im heurigen Jahr zuversichtlich. Auch wenn der erste Gala auf Grund der großen Hitze oft nur blass-rosarot ist, so nimmt ihn der Markt doch gierig auf.

Wir haben heuer in Europa weitgehend leere Lager. Die Ernteerwartung ist etwas hinter dem Vorjahr. Die Überseeware hatte auf Grund der Euro-Dollar-Disparität doch ganz stolze Großhandelspreise. Der erste Gala Europas hat an den Überseepreisen angeschlossen. Für viele alte Füchse in der Branche eine Situation, die zuversichtlich stimmt.

Es wird sich in den nächsten Wochen zeigen, ob einige Verkäufer, die hinter den Ohren noch grün sind, diese Zeichen nicht richtig deuten können und die ersten Schleuderpreise am Markt auftauchen.

Der Preis am Herbstmarkt ist nämlich ein Thema so alt wie der Obstmarkt selbst. Soll mit günstigen Preisen die „schwächere“ Ware frühzeitig geräumt werden, damit dann ein geordneter Markt ab Neujahr vorhanden ist. Oder soll die „schwächere“ Ware gar nicht in den Markt kommen und durch nach oben geschraubte Qualitätskriterien sofort in die Verwertung gehen.

Bei beiden Varianten bedarf es intensiver Kommunikation zwischen den Beteiligten. Was richtig war, das weiß man meist erst im Nachhinein.

Prem 34/2015