Kolumn

Südhalbkugel – Nordhalbkugel

Die europäischen Apfelvorräte neigen sich dem Ende zu. Die mit sechs Monaten zeit verschobene Ernte der Südhalbkugel ist in unseren LEH-Regalen zunehmend zu finden.

Eine Frage wurde bei einer fachlich hoch versierten Gesprächsrunde erörtert: ist bei den Inhaltsstoffen z.B. ein Gala aus der Südhalbkugel ident mit einem Gala von der Nordhalbkugel?

Bisher haben wir Gala aus der Südhalbkugel teilweise durch das optische Erscheinungsbild ein wenig unterscheiden können. Mittlerweile werden auf der Süd- und Nordhalbkugel die ähnlichen Klone aus gepflanzt.

Entzündet hatte sich die Frage zwischen zwei Allergie-Experten. Sie wissen, dass es auf der Nordhalbkugel etwa 1% Apfel-Allergiker in der Gesamtbevölkerung gibt. Laut Umfragen fühlen sich aber etwa 7% als Apfel-Allergiker (eine Allergie zu haben gehört derzeit zum guten Ton – so die Experten).

Die Experten wissen auch, dass bei der Apfel-Allergie auf der Nordhalbkugel in erster Linie der Auslöser das „Mal D 1 Protein“ (ein Proteinring) ist und auf der Südhalbkugel das „Mal D 3 Protein“.

Meine Frage an die Experten war also, ob z.B. ein Gala von der Südhalbkugel mehr Mal D 3 Protein haben könnte als ein Gala von der Nordhalbkugel und umgekehrt ein Gala aus der Nordhalbkugel mehr Mal D 1 Protein. Derzeit hat sich keine wissenschaftliche Studie damit befasst.

Aus einer anderen noch nicht veröffentlichten wissenschaftlichen Studie wusste ein Experte zu berichten, dass Klima, Wetter, Boden und Kulturführung sehr wohl einen Einfluss auf die Zusammensetzung der Eiweißmuster (Proteine) bei Pflanzen haben.

Vielleicht nimmt sich in Zeiten von „Freiheit in der Forschung“ einmal ein Experte dieser Fragestellung an. Daraus könnten sich gravierende Nachfolge-Fragen ergeben. So zum Beispiel, ob regionale Lebensmittel für die Bevölkerung, die in dieser Region sozialisiert wurde, gesünder sind oder ob vielleicht sogar Lebensmittel von weit her weniger negativen Einfluss auf die Gesundheit der Bevölkerung haben könnte.

Wenn diese Frage beantwortet wird, dann sind vielleicht bisherige Marketingkonzepte komplett neu zu schreiben – weil sie entweder den Mehrwert des regionalen Produktes noch stärker unterstreichen oder aber auch nicht.

Bis wir dies genau wissen, werden wahrscheinlich Millionen von Konsumenten weiterhin genussvoll in einen Apfel beißen, ohne sich Gedanken über Mal D 1 oder D3 Protein machen zu müssen.

Fritz Prem