Wer ist der beste Fußballtrainer: Maurinho, Hiddink, del Bosce, van Gaal, Guardiola, Löw, Trappatoni? In Expertenkreisen kann man wahrscheinlich stundenlang und mit großer Leidenschaft darüber streiten. Wahrscheinlich auch darüber, welcher Teil vom Erfolg oder Misserfolg durch den Trainer allein entstanden ist. Für alle gilt aber das Gleiche. Wenn sie in ihrer aktiven Laufbahn auch noch so große Erfolge erreicht haben, irgendwann einmal geht für jeden seine Ära zu Ende. Bei dem einen früher, beim anderen später. Und auch der Grund für das Ende einer Laufbahn kann sehr Unterschiedlich sein.
Wenn vor ein paar Tagen der Vertrag mit dem Sir Alex Ferguson der europäischen Apfelbranche, also dem Doyen einer der wichtigsten Apfelregionen Europas, kurzfristig beendet ist, so ist es erlaubt, über den Anteil eines Trainers oder in diesem Falle Geschäftsführer einer großen Erzeugergruppe zu philosophieren. Dies neben den Floskeln, dass der Erfolg viele Väter und die Niederlage nur einen Vater hat.
Es ist schon so, dass ein Trainer viele Möglichkeiten hat, die Mannschaft um ihn herum zu motivieren, die Mannschaft personell weiter zu entwickeln, längere Strategien und aktuelle Taktik zu entwickeln und um zu setzten. Dies sowohl im Fußball als auch in einer ganzen beruflichen Branche.
Der Trainer hinterlässt so stark wie kaum ein anderer im Team seine Handschrift in der historischen Entwicklung. Daher ist es immer eine individuelle Frage, ob ein Wechsel am Höhepunkt einer Ära stattfindet oder erst dann, wenn die Luft draußen ist.
Auch in der Apfelbranche ist es so, dass letztendlich der Eigentümer über Vertragsverlängerung oder Beendigung des Dienstverhältnisses mit dem Trainer und in diesem Falle dem Geschäftsführer entscheidet. Oder der Trainer nutzt die Gunst der Stunde für eine noch größere Herausforderung.
Ob es im aktuellen Fall das berühmte „Bauernopfer“ in einer Phase der allgemein wirtschaftlich schwachen Phase war, ob eine strategische Fehlentscheidung des Betroffenen vorausgegangen war oder ob es sich um eine Verbesserung des Trainers handelt– als Außenstehende werden wir es wohl nicht erfahren.
Bei diesen Betrachtungen kommt mir wieder einmal die Aussage meines alten Lehrmeisters in den Sinn: der Friedhof ist voll von Leuten, die unersetzbar waren. Trotzdem bin ich bei solchen Veränderungen immer ein wenig nachdenklich, vor allem dann, wenn es um lebende Denkmäler geht.
Prem 12/2015