Kolumn

Traktorendemo mit 11 Traktoren

Bauern mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen (große und kleine Betriebe) sind vereint und demonstrieren, dass sie von der Politik ungerecht behandelt werden.

Wenn sie sich jetzt fragen, was hat dies mit dem Obst- und Gemüsehandel und unserer Branche insgesamt zu tun, dann ist es doch so, dass diese Bauern unseren Ausgangsstoff produzieren, der unser Tagesgeschäft ermöglicht.

Bei früheren Bauerndemos war es meist so, dass Bauern ihren Unmut über die schlechten Preise bei der Politik und vor den Parlamenten abgeladen haben. Die Politiker haben aber bisher den Bauern so gut wie kein Produkt abgekauft. Somit ist die Beschwerde an die Politik wegen der Preise ins Leere gegangen.

Für die Preise sind immer noch die Anbieter und Einkäufer der Lebensmittel verantwortlich. Etwaige Unzufriedenheiten sind dort ab zu handeln.

Bei den jüngsten Bauerndemos in Deutschland überrascht eines sogar die alten Hasen in der Politik:

Die Mächtigkeit und Geschlossenheit der gesamten Bauern. Was viele auf beiden Seiten noch nicht ganz realisiert haben: diese Geschlossenheit und Mächtigkeit bewirkt, dass man auf beiden Seiten beginnen wird, absolute politische Tabus wieder an zu fassen.

Als Beispiel: ein früherer deutscher Bauernverbandspräsident erklärte mir einmal in einer kleinen Gesprächsrunde, dass er bei den Richtlinien für agrarische Förderungen in einem wesentlichen Punkt gescheitert sei. Das Thema war, ob es für große landwirtschaftliche Betriebe eine starke Deckelung der Förderungen aus öffentlicher Hand geben soll.

So werden viele Themen, die bisher eingefroren waren, wieder angefasst werden. Wenn die Lösung im Rahmen unserer demokratischen Spielregeln erfolgt, dann ist es gut so.

Ganz im Gegensatz dazu die Situation in Österreich. Hier hat die Partei mit der derzeit größten Zustimmung (laut Umfragen) über ihre Bauernvertreter eine Großdemo in der Hauptstadt Wien organisiert. Gekommen sind 11 Traktoren und (laut unterschiedlichen Quellen) 150 oder 300 Personen. Ein Teil der Teilnehmer gab in einer Befragung an, sie würden nicht wissen wofür oder wogegen hier demonstriert wird, aber sie sehen sich dies einmal an.

Wo liegt der Unterschied, wenn für ähnliche Anliegen so unterschiedlich demonstriert wird?

In zwei Dingen. Wenn eine Demo organisiert wird von außerhalb für die „armen“ Bauern oder wenn Bauern geeint für ihre Anliegen selbst demonstrieren.

Die zweite Ursache könnte auch daran liegen, dass jeweils im Vorfeld ein anders gelagerter politischer Umgang miteinander zu Grunde liegt.


Fritz Prem