Von unseren Kunden hören wir immer wieder, dass es ein zu großes Angebot unseres Produktes gibt und daher der Preis nach unten müsse. Bei einer Fachveranstaltung in einer anderen Landwirtschaftssparte ging die Stimmung in eine andere Richtung. Die Landwirtschaft müsse intensiviert werden, es müssten noch mehr Hektarerträge her um einerseits die Produktionskosten im Griff zu haben und andererseits die Welternährung zu sichern.
Das Eine hat mit dem Anderen leider so gut wie gar nichts zu tun. Aber der Reihe nach. Beim Thema Welternährung ist fest zu halten, dass es laut WHO seit fünf Jahren auf unserer Welt mehr übergewichtige Menschen gibt als Menschen die an Hunger leiden. Der Welthunger ist somit in erster Linie ein Bildungs- und erst in zweiter Linie ein Verteilungsproblem. Wir werden dieses Problem daher mit einer Produktionssteigerung bzw einer Überproduktion in Europa nicht lösen.
Der einzige, der sich in Europa über eine gute Ernte freut ist anscheinend der Landwirt. Alle anderen in der nachgelagerten Wertschöpfungskette beklagen nur Probleme mit einer zu großen Ernte. Der Lagerhalter hat zu wenig Kapazität, beim Verarbeiter und Verpacker entstehen Überstunden und obendrein will von den Kunden niemand die Mehrmenge haben. Also wird über die Preisspirale, wie zum Beispiel jetzt beim Apfel, so lange nach unten gedreht, bis sich die Produktion entsprechend verringert. In der Zwischenzeit wird der Obstbedarf durch eine andere (meist importierte) Obstart aufgefüllt und der Marktanteil für Äpfel bleibt nachhaltig kleiner. Dasselbe Spiel beginnt wieder von vorne, nur auf einem tieferen Niveau.
Die WHO hat weiter festgestellt, dass sich der wohlhabende Mitteleuropäer ungesund ernährt, da er zu wenig Obst und Gemüse, aber zu viel Fleisch isst. Unser Geschäftsfeld ist demnach professioneller zu bearbeiten.
Der durchschnittliche Obstkonsum eines Mitteleuropäers hat in den letzten 10 Jahren von 78 auf 67 Kilo abgenommen und damit auch unsere Umsätze. Der Apfelkonsum ging von 24 Kilo (je nach Statistik) auf etwa 20 Kilo zurück. Wenn es gelingen würde, von den 10 Kilo Konsumrückgang beim gesamten Obst nur die Hälfte wieder mit europäischen Äpfeln auf zu füllen, dann hätten wir mit einem Schlag zu wenig Äpfel in Europa.
Wie gesagt, ein Gedankenspiel mit statistischen Zahlen.
Prem 16/2015