Durch die abscheulichen Dinge im Nahen Osten ist der Krieg in der Ukraine in der öffentlichen Wahrnehmung ein wenig in den Hintergrund getreten. Trotzdem gehen die politischen Verhandlungen im Hintergrund unbeirrt weiter.
Wenn wir uns die Fakten in der Ukraine ansehen, dann ist es so, dass dieses Land eines der größten Agrarnationen der Welt ist. Wenn wieder alle Strukturen im Land funktionieren, dann kann die Ukraine allein etwa 800 Millionen Menschen ernähren. Also alleine beinahe doppelt so viele, wie in der gesamten EU leben.
Neueste Insider Informationen aus den Reihen der Verhandler bergen brisante Dinge in sich. Man geht davon aus, dass irgend wann eine gewisse Kriegs-Müdigkeit eintritt und man zu Verhandlungen kommt. Wie immer die ausgehen.
Der Verhandlungsprozess über den EU-Beitritt der Ukraine geht unaufgeregt weiter. Man geht davon aus, dass die Ukraine in etwa fünf Jahren Mitglied der EU sein wird. Die Aufgabe der „hohen“ Politik wird sein, diesen Weg scheibchenweise der Bevölkerung in der EU zu servieren und erträglich zu machen.
Was heißt dies für die Bauern in der bisherigen EU?
Ein Land mit einem extrem niedrigen Produktionskosten-Rahmen (fruchtbarste Böden, große Einheiten, niedrige Lohnkosten) und einem bisher angestammten großen und weltweiten Kundenstamm für ihre großen Produktionsmengen ist dann im EU-Binnenmarkt.
Es ist dies dann eine komplett neue Situation, auch für uns im Obst- und Gemüsebereich. Die Saftindustrie wird wieder volle Fahrt aufnehmen und Apfelsaftkonzentrat wie vor dem Krieg produzieren.
Die Ukraine ist weltweit unter den fünfzehn größten Gemüseproduktionsländern gereiht. Da rührt sich was.
Es wird eine ähnliche Situation entstehen, wie bei der Erweiterung der EU von 15 auf 27 Mitgliedern.
Da ist Polen als viertgrößter Apfelproduzent weltweit in einen EU-Binnenmarkt herein gekommen.
Dies hat die Apfelbranche gehörig durcheinander gewirbelt. Vor allem, da ein Modernisierungsschub in Polen durch EU-Fördermittel statt gefunden hat.
Warum gibt es dann nach all den Jahren die „alten“ Apfelregionen in der EU überhaupt noch? Weil sie es verstanden haben, ihre regionalen Konsumenten weiterhin gut zu bedienen und weil sie lange vorher ein sehr professionelles Vertriebsnetz aufgebaut hatten.
Die Newcomer mussten lernen, mit einem für sie neuen Qualitätsbegriff zu leben und nicht nur Spotmärkte zu bedienen.
Genau so könnte es auch mit der Ukraine in der EU gehen.
Fritz Prem