Kolumn

Ungleiche Produktionsbedingungen innerhalb der EU

Einige Beispiele erhitzten die Gemüter nach einer Bauernversammlung sehr stark. Innerhalb der EU ist beispielsweise die Käfighaltung von Legehennen seit 2012 verboten. Praktisch gibt es durch Sonderreglungen als Beispiel im Mitgliedsland Polen immer noch 72% der dort produzierten Eier aus Käfighaltung. In manch anderen Staaten ist dies bereits gegen Null.

Bei der Schweineproduktion ist derzeit gerade das Thema Vollspaltenböden und der verpflichtende Ausstiegszeitraum heiß diskutiert. Man geht davon aus, dass dies in Mitteleuropa relativ rasch durch die Politik umgesetzt wird. In anderen Ländern wird man diesen Produktionskostenvorteil noch länger haben.

Auch einige Obstbauern waren dabei. Sie beklagten sich bitter, dass sie bei der nationalen Produktion eine Reihe höherer Umweltauflagen und weit weniger Möglichkeiten beim Pflanzenschutz haben, wie ihre Kollegen in Ländern mit niedrigeren Umweltauflagen.

Was bei den handarbeitsintensiven Spezialkulturen noch dazu kommt, ist die Tatsache, dass die Stundenlöhne für Mitarbeiter in diesen Ländern obendrein deutlich niedriger sind.

Fast bis zur Ekstase hat man sich auch über die überbordende Bürokratie und „notwendige“ Aufzeichnungspflicht ausgelassen.

Wie sieht die Alternative aus?

Den Bauern in Mitteleuropa könnte politisch sichergestellt werden, dass sie auf dem gleich niedrigen Niveau bei Umweltstandards und Tierwohl produzieren können wie in den Billiglohnländern.

Dann wäre aber immer noch der Nachteil der teureren Arbeitskräfte in der Rechnung.

Und in diesem Fall dürfte sich kein Produzent darüber aufregen, dass er für sein hier produziertes Ei, für seine hier produziertes Schweinefleisch, für die hier produzierten Äpfel nur gleich wenig bekommt wie die Produzenten in Polen, Rumänien oder sonst einem Billiglohnland.

Er ist bei den Betriebsmitteln gleich gestellt, hat die gleichen Auflagen wie in den besagten Ländern und produziert dann mit den gleichen Betriebsmitteln sein Produkt. Wo liegt dann ein Unterschied, dass er für das nationale Produkt mehr bekommen sollte.

Und trotzdem wäre er in dieser Konstellation im internationalen Wettbewerb weitaus weniger wettbewerbsfähig als bisher.

Einzig durch eine Dokumentation und unabhängige Zertifizierung ist es möglich, den erheblichen Mehraufwand und die umweltschonendere Produktion dem Konsumenten plausibel und akzeptabel zu machen.

Ob dazu eine überbordende Bürokratie notwendig ist? Da ist es sehr wohl legitim, dies in Frage zu stellen.

Es muss auch weiterhin daran gearbeitet werden, dass in der jetzigen Konstellation das nationale Produkt mit den richtigen Botschaften aufgeladen wird, damit es der heimische Konsument auch in Zukunft liebend gerne kauft.


Fritz Prem