Kolumn

Vegan

Ein neuer Trend in der Ernährung hält sich in unseren Breiten wesentlich länger, als ursprünglich von Markt- und Motivforschern prognostiziert.

Wenn eine stärker vegetarisch orientierte Ernährung einhergeht mit einem häufigeren Konsum von frischem Obst und Gemüse, so sollte dies unserer Branche recht sein. Ein häufigerer Verzehr von frischem Obst und Gemüse ist der Gesundheit des Menschen zuträglich. Dies ist in unzähligen wissenschaftlichen Studien belegt.

Eine strengere Form der vegetarischen Ernährung ist der Veganismus. Mögliche Motive für diesen Trend sind neben der Tierethik auch welternährungspolitische Gründe, teilweise auch religiöse oder herrschaftskritische Sichtweisen (Wikipedia).

Wir können über den Sinn und die gesundheitlichen Auswirkungen vom Veganismus diskutieren wie wir wollen, der Trend ist einfach da. Der Lebensmittelhandel hat darauf reagiert und es gibt daher doch eine ordentliche Anzahl veganer Produkte nicht nur in Reformhäusern, sondern auch in der Filiale vom Diskonter ums Eck.

Wenn ich mir die veganen Produkte in den Regalen vom LEH näher ansehe, so werde ich schon ein wenig nachdenklich. Neben den Klassikern wie Tofu und Sojamilchprodukten sind es vorwiegend im Labor oder industriell hergestellte Produkte. Dies beginnt beim Analogkäse, geht über „pseudo“-Würstchen, V-Leberpastete, Weizen-Filet, No-Egg-Ersatzpaste, V-Schlagsprühsahne sowie einer weiteren Palette ähnlicher Produkte. Sie allesamt sind so zu sagen „Futter“ für Menschen, das von Industrieautomaten hergestellt wurde. Im Vorfeld haben sich Chemiker und Lebensmitteltechnologen den Kopf zerbrochen, wie sie im Labor essbare Produkte entwickeln können, die der veganen Überzeugung gerecht werden.

So kann eine an und für sich redliche Weltanschauung für Außenstehende sich schon in eine Richtung entwickeln, die in den Augen der Außenstehenden so manche Fragen aufwirft.

Soll dieser Ernährungstrend für eine kleine Gruppe ein exklusives Erkennungsmerkmal darstellen oder gibt es Sinn, dass wir langfristig einen Großteil der Weltbevölkerung so ernähren.

Bei diesem Gedanken geht es mir ein wenig schaurig über den Rücken. Die Landwirtschaft im herkömmlichen Sinn ist Rohstofflieferant, das genussfertige Essen kommt aus den Labors und aus den Industrieautomaten.

Bei dem Gedanken freue ich mich sehnsüchtig auf frisches Obst und Gemüse, Eier, Fisch, Gebäck und ab und zu auf ein Hähnchen oder ein Schnitzel, wobei ich mir selbstverständlich die Haltungs- und Produktionsbedingungen vorher ansehe.

Fritz Prem 05/2017