Kolumn

Verpackung teurer als das frische Produkt

Tagtäglich wird man vor allem im Sommer und Herbst mit einem Überangebot bei irgendeiner Obst- oder Gemüseart konfrontiert. Je höher das Angebot, desto stärker drückt die Nachfrage auf den Preis. Ein ganz normales Spiel. Wenn wir uns in einer ruhigen Minute die Gesamtkalkulation von der Produktion bis zum Großhandelspreis ansehen, so kommen wir zur Erkenntnis, dass bei einzelnen Produkten der Ausgangspreis des frischen Produktes niedriger ist als die Verpackung, die es umhüllt und transportfähig macht. Wenn wir den Weg weiterdenken, dann ist es doch so, dass in diesem Fall der teurere Teil des fertigen Produktes, nämlich die Verpackung, vorher in den Müll wandert, bevor der ursprüngliche Nutzen zur Anwendung kommt, nämlich das Essen und Genießen eines gesunden Stückes Obst oder Gemüse.

Der Dekan einer Kunstakademie verteidigte in einer Diskussion sein Credo: Alles folgt dem Design! Im Grunde hat er nicht unrecht. Je schöner und einladender die Aufmachung und das Erscheinungsbild eines Produktes sind, desto lieber wird es vom Regal an die Registrierkasse mit genommen. 

Viele in der Branche übersehen aber, dass man langfristig mit einer schönen Verpackung die Schwächen eines Produktes nicht kaschieren kann. Teilweise wird sogar durch eine Verpackung von der Stärke des Produktes abgelenkt.

Es gibt in allen Bereichen große und längerfristige Trends. Im Verpackungsbereich sind wir teilweise auch durch Hygienevorschriften und gesetzliche Vorgaben gezwungen, Früchte in Folien oder doppelten Karton bzw. Überverpackung ein zu packen. Es ist aber als Obst- und Gemüsebranche nicht unsere Hauptaufgabe, dafür Sorge zu tragen, dass die Abfall- und Müllindustrie eine gute Auslastung hat.

Neben dem Wunsch, dass jeder in der Wertschöpfungskette möglichst kostendeckende Preise und Margen erwirtschaftet, habe ich die Sehnsucht, dass unsere Verpackungen wunderschön im Design sind, aber von der Kostenseite her ein wenig spartanischer werden.

Prem 42/2014