Der Lebensmittelgipfel in Wien mit den wichtigsten Ministern, Vertretern des Handels und der Konsumenten ist weitgehend ergebnislos vorüber. Ursprüngliches Ziel der politischen Vertreter war es, die Stakeholder zu freiwilligen Zugeständnissen oder punktuellen Aktionen zu bringen, damit sich bei Lebensmitteln die Preissteigerungen für Konsumenten verflachen.
Diese politische Rechnung ist nicht auf gegangen.
Wenn man ganz tief in die Hintergründe eintaucht, dann bekommt man ein klares Bild vom Scheitern. Es war der Handelsverband (Plattform des Lebensmittelhandels), der diese Situation falsch eingeschätzt hat.
Der Handelsverband mit einem bisher äußerst gewieften Geschäftsführer hat seit Gründung viele Entscheidungen strategisch gut und auch wirkungsvoll entwickelt und umgesetzt.
Viele Insider fragen sich, warum er gerade in dieser Situation daneben gelegen ist. Die politische Ebene hat erwartet, dass sie vom Lebensmittelhandel ein paar symbolische Aktivitäten angeboten bekommt. Diese hätten dann alle als Erfolg verkaufen können.
Statt dessen hat der Handelsverband nochmals die explodierten Energiekosten und dessen Folgen für die Teuerung benannt.
Im gleichen Atemzug hat man für die Handelsunternehmen die Anhebung des Teuerungsausgleiches für Energiekosten von der öffentlichen Hand gefordert.
Man hat geglaubt, dass in dieser aufgeheizten Stimmung diese Forderung gut hinein passt und sich die öffentliche Diskussion in Mitleid für die „notleidenden“ Handelsbetriebe umwandelt.
Genau das Gegenteil ist der Fall. Alle Beteiligten haben einen gemeinsamen Feind gefunden. Es wird fieberhaft daran gearbeitet, die Wertschöpfungskette kosten-seitig von der Produktion der Lebensmittel bis zum Endkunden auf zu bröseln. So zu sagen einen Keil hinein zu treiben.
Die Daten dazu sind öffentlich bekannt. Sie unterliegen somit nicht dem Datenschutz. Vor allem bei wenig verarbeiteten Lebensmitteln wie Obst und Gemüse ist es relativ einfach. Die Produzentenpreise sind zumindest im agrarischen Bereich öffentliches Gemeinwissen. Die Großhandelspreise (Einkaufspreis vom LEH) sind durch verpflichtende Preismeldungen im Nachhinein ebenfalls öffentlich bekannt. Die Verkaufspreise an den Endkunden sind sowieso öffentlich. Niemand würde ein Lebensmittel kaufen, wenn im Geschäft kein Preis drauf stehen würde.
Die strategische Fehleinschätzung des Handelsverbandes hat jetzt eine Reaktion in Gang gesetzt.
Alle Daten werden jetzt öffentlich wie auf einer Perlenkette aneinander gereiht und mit der Zahlenreihe von vor drei Jahren verglichen. Anschließend wird darüber in voller Breite öffentlich diskutiert.
Spannende Zeiten kommen auf uns zu.
Fritz Prem