Der französische Präsident sprach einen Merksatz beim zu Ende gegangenen Weltklimagipfel staatsmännisch aus: „Es ist selten, dass es im Leben die Gelegenheit gibt, die Welt zu verändern“. Im großen politischen Geschäft bin ich bei der Aussage von Hollande, im täglichen Leben bin ich vollkommen anderer Ansicht. Tagtäglich verändern wir die Welt. Tagtäglich verbessern oder verschlechtern wir die Welt, wir verändern sie meist nur in ganz kleinen Schritten. Wir entwickeln sie weiter, wie es professionelle „Berater“ nennen.
Wenn wir im Tagesgeschäft verhaftet sind, dann rücken bei uns so manche Ansätze zur Veränderung aus dem Blickfeld. Genauso wie es beim Bau der Pyramiden am Nil gelungen ist, mit relativ kleinen Wassermengen an den richtigen Stellen mit der Zeit riesige Felsblöcke weg zu sprengen. Man wusste um die Frost- und Tauwirkung des Wassers. Schon wesentlich näher bei uns im Bewusstsein ist die Wirkung eines kleinen Keiles, sowohl in der Technik als auch im Verhandlungsgeschick. Man kann damit eine bis dahin unvorstellbar starre Masse bewegen.
So kommt unter Anderem auch der Klimawandel oder die angestrebte Veränderung zu Stande.
Der Klimawandel ist ein langfristiges Phänomen. Ein mittlerweile prominenter Klimaforscher prophezeite uns vor zehn Jahren, dass wir in Ostösterreich in zwanzig Jahren das Klima von Verona haben werden und dass sich die Wärmezonen Europas um bis zu 500 Kilometer nordwärts ausdehnen werden. Nun ist die halbe Zeit vorbei. Wir haben die Prognose ernst genommen und uns im Bereich Beratung, Forschung und Versuchstätigkeit die Hauptproblematik der Schadorganismen aus dem Raum Verona angesehen und uns vorbereitet. Tatsächlich sind wir auf dem Weg zu ähnlichen Schadpopulationen.
Ähnlich ergeht es Kollegen in kühleren Anbauzonen, die zB die Kirschfruchtfliege nur aus Lehrbüchern kannten und heute ist sie bei ihnen ein Alltagsschädling. Die Verbreitung der Kirschessigfliege ist noch wesentlich dramatischer.
Auch wenn wir in unserer Region etwas elastischer sein mögen, was Klimaveränderung betrifft, so sind doch extreme Witterungssituationen deutlich häufiger als in früheren Zeiten. Hitzetage, Starkregen, Trockenphasen und Stürme gab es immer, sie sind aber intensiver. Die gesamte Weltbevölkerung hat dazu beigetragen.
„Wir verändern die Welt“ ist einer meiner Lieblingsgedanken. Tagtäglich und in kleinen Schritten, bewusst oder unbewusst, aber mit jedem Tun und Handeln verändern wir sie.
Prem 50/2015