Kolumn

Wer sendet die Botschaften

Sie kennen sicherlich so manche Botschaften zu gut. Sie kommen immer vom Auge des Senders einer Botschaft.

Beispiele gefällig?

Von der Weinwirtschaft hören wir seit Jahrzehnten am Beginn der Saison folgende Botschaft.

Dieser Jahrgang ist der beste Jahrgang im ganzen Jahrzehnt. Er hat das Potential, sich zu einem Jahrhundertwein zu entwickeln. Es gibt nur leider eine etwas geringere Ernte und der Wein wird daher wahrscheinlich etwas teurer werden. Eine klare Botschaft an den Markt. Gute Qualität wird seinen Preis haben.

Oder die Botschaft der Apfelhändler.

Dieses Jahr gibt es ein Überangebot an roten/gelben/großen/kleinen Äpfeln (je nach dem). Die Qualität war früher auch schon besser.

Mit dieser Botschaft sichert sich der Händler gegenüber den Produzenten ab, falls er in diesem Jahr keinen besonders guten Job hin bekommt. Dass er damit sein Produkt auch gleichzeitig am Markt herabstuft, dies nimmt er in Kauf.

Oder die Botschaft des Gemüsehändlers.

Lieber Produzent, vermarkte deine Ware über meine Vertriebsstruktur, da gibt es das meiste Geld für dich.

Dass er aber in dieser Weise den Preis am Markt für seine Konkurrenten drücken muss oder diesen sogar aus dem Nest drängen muss, ist logisch. Sonst würde er nicht ein klein wenig mehr erwirtschaften wie sein Konkurrent. Der Produzent erhält bei ihm tatsächlich ein wenig mehr, aber lange nicht das Maximum, das der Markt bereit gewesen wäre, her zu geben.

Einkäufer haben mir immer wieder bestätigt: Warum soll ich für ein gutes Produkt mehr bezahlen, wenn mir ein anderer Anbieter das gleich gute Produkt um ein billigeres Geld anbietet.

Auch eine sehr einprägsame Botschaft aus der Sicht des Einkäufers.

Die Konsumenten senden auch unmissverständliche Botschaften. Die untrüglichste Botschaft senden sie durch ihr Einkaufsverhalten am Regal und an der Registrierkasse. Danach können Marketingstrategen und Psychologen erforschen, welche der vielen Botschaften beim Endkunden am sichersten angekommen ist.

Bei Lebensmitteln ist die Botschaft leider viel zu oft der billigste Preis (da beinahe 30% der Lebensmittel über Preisaktionen oder Billig-Eigenmarken eingekauft wird). Die Flugblätter und Werbeaussendungen der Lebensmittelhändler sind fast ausschließlich voll von Preisaktionen.

Hand aufs Herz, haben sie von ihrer Tankstelle schon jemals eine penetrante Werbebotschaft bekommen mit dem plakativen Inhalt: tanken sie bei mir, hier gibt es am billigsten Benzin und Diesel?


Fritz Prem