Fachkräftemangel an allen Orten. Wichtigster Lösungsansatz ist die Ausbildung eigener Fachkräfte.
Es ist immer wieder ein äußerst nerviges Thema, auch wenn wir uns mit Mindestlohn-Regelungen abmühen.
Einen neuen Aspekt brachte ein Kollege ein. Er hat einen Gartenbau-Betrieb mit etwa 50 Jahres-Mitarbeitern plus Saisonarbeitskräften. Da er im Berufsverband seine Kollegen vertritt, ist er auch der Delegierte für die regelmäßigen Kollektivvertragsverhandlungen in seiner Gartenbau-Branche.
Die Gartenbaubranche leidet seit Jahren an einem Mangel an Nachwuchs. Wo sich früher fünf Lehrlinge um einen Lehrplatz bemüht haben, so ist es zur Zeit einer jährlich oder alle zwei Jahre einer.
Parallel dazu hat es die Baubranche schneller erkannt, dass eigener Nachwuchs als Fachkraft nicht von alleine kommt. Damit gibt es die Situation, dass ein Maurer- oder Zimmerer-Lehrling im ersten Lehrjahr etwa um 25% mehr Lehrlingsentschädigung bekommt wie ein Gärtnerlehrling.
Die Veränderung beginnt langsam zu wirken und die Gesetze von Angebot und Nachfrage in diesem Bereich auch. Mittlerweile ist es so, dass fast alle Ausbildungsstellen bei Handwerkern im Maurer und Zimmerer-Bereich besetzt sind. Die Qualität der Lehrlinge hat sich mit dieser Situation auch verändert, zur Freude dieser Branche.
Zurück zum Gärtner. Er hat das Problem, dass man aus alter Tradition heraus keine großen Lohnsteigerungen bei Kollektiv-Vertragsverhandlungen zustimmen kann. Ansonsten ist man der Kritik der Branchenkollegen ausgesetzt.
Alle in der Branche wissen aber, dass sie in ihren eigenen Betrieben die Fachkräfte deutlich über Kollektiv zu entlohnen haben, sonst gibt es keine Fachkraft, die bleibt. Ganz abgesehen von den Schlüsselarbeitskräften.
Dieses Denkschema wird sehr zum Leidwesen auch über die Lehrlingsentschädigung drüber gestülpt. Somit ist hier keine Veränderung in Sicht und ein Auszubildender, der ein Handwerk erlernen möchte, wird eher nicht an den Gärtnerberuf denken.
Was ist zu tun?
Neben der Darstellung der Schönheit des Berufes eines Gärtners in der öffentlichen Meinung und der vielfältigen Möglichkeiten in diesem Beruf, ist auch die Entlohnung in der Ausbildung zu überdenken.
Helfer und Aushilfskräfte können mit mehr oder weniger Erfolg über Arbeitskräfte-Agenturen organisiert werden. Der Pool der Fachkräfte, die jetzt schon vielerorts fehlen, wird in Zukunft kleiner werden. Da helfen auch keine Denkansätze wie: dann „importieren“ wir Mitarbeiter noch weiter aus dem Osten – und wenn es Vietnam ist.
Langfristig liegt die Lösung in einer attraktiven Ausbildung junger Menschen vor Ort.
Fritz Prem