Der wohlhabende Europäer isst zu wenig Obst und Gemüse und ernährt sich daher im Durchschnitt ungesund. Dies bestätigen Ernährungsstudien in Serie. Unsere Branche ist somit mitverantwortlich für diese ungesunde Ernährung in Europa.
Eine Trendumkehr ist zumindest im Obstbereich nicht zu erkennen. Wir haben die Situation, dass zum Beispiel trotz rückläufiger Preise der Apfelkonsum seit mehreren Jahren auch rückläufig ist. Andere Früchte sind in einer ähnlichen Situation. Einen kleinen Unterschied gibt es noch zwischen Nord- und Südeuropa, dieser ist aber nicht nennenswert.
Woran liegt es also, dass immer weniger Äpfel gegessen werden? Sind die Äpfel für unsere Konsumenten zu teuer und kaufen sie deshalb immer weniger davon?
Wenn wir die kumulierten Ausgaben eines durchschnittlichen österreichischen Haushaltes ansehen, so werden etwa 12% für Lebensmittel ausgegeben. Auf der anderen Seite gibt ein Durchschnittshaushalt für das Auto und die Mobilität seit einigen Jahren mehr aus als fürs Essen. Die gleiche Situation ist bei der Kommunikation und im Bereich Freizeit und Urlaub. Am Ende des Monats ist das vorhandene Geld ausgegeben.
Es ist daher so, dass uns die Autobranche, die Kommunikationsbranche und die Freizeitbranche laufend in kleinen Schritten Marktanteile von dem Kuchenstück wegnimmt, das ursprünglich zu uns gewandert wäre.
Daher nochmals die Frage: Wenn unsere Äpfel noch billiger wären, würden unsere Konsumenten doch wieder mehr Äpfel kaufen und essen? Ich beantworte diese Frage eindeutig mit nein. Der Preis allein ist ein Faktor unter mehreren, nicht einmal der wichtigste. Vielmehr ist es so, dass der allgemeine Apfelkonsum durch ein richtiges Sortiment, Früchte mit der richtigen Reife und Frische, Früchte in einer anregenden Verpackung und Präsentation wesentlich sind. Der Umsatz steigt, wenn Früchte und deren Ernährungs- und Genusswert wieder stärker im Bewusstsein der Konsumenten auftauchen.
Wie wollen wir als Gesamtbranche Obst und Gemüse wieder mehr Umsatzanteile von unseren Konkurrenzbranchen zurückholen? Durch einen noch niedrigeren Konsumentenpreis wird der Kuchen noch kleiner werden.
Das Thema Verteilung des Preises innerhalb der Wertschöpfungskette ist eine andere Geschichte. Sie hat mit dem Anteil an den allgemeinen Haushaltsausgaben nichts zu tun.
Prem 5/2015