Kolumn

Wie viel Grün verträgt die Landwirtschaft

Neues Spiel – neue Chance! So könnte man die Regierungsverhandlungen für die neue Bundesregierung zwischen Türkis und Grün in Österreich sehen.

Was verändert sich bei den Spielregeln für die Produktion von Lebensmitteln durch die gemeinsame Philosophie der agierenden politischen Parteien? Es gibt derzeit wenige gleich gelagerte Beispiele in Europa. Somit wird man einen begleitenden Blick auf die Umsetzung der im Regierungsprogramm festgehaltenen Regeln haben müssen.

Für die Produktion im Bereich Obst und Gemüse kann es womöglich gravierende Veränderungen bedeuten. Von der Grünen Partei ist die massive Reduktion von Pflanzenschutzmitteln und eine restriktive Haltung bei der Verwendung von Handelsdüngern im Regierungsprogramm fest gezurrt.

Insgesamt hat dieses Regierungsprogramm eine relativ starke ökologische Handschrift. Als Beispiel werden fossile Brennstoffe für die Wohnraumbeheizung in relativ kurzer Zeit flächendeckend ab geschafft. Das Ziel ist ambitioniert und sehr konkret – niemand zweifelt an der Umsetzung.

Vielleicht sind sich viele Kollegen in der Produktion von Obst und Gemüse der Tragweite dieser Regierungsvereinbarung in seiner Langzeitwirkung nicht ganz bewusst. Österreich ist mit über 25%  Bioproduktion an der gesamten landwirtschaftlichen Produktion der Klassenprimus in Europa.

Durch die Überzeugung „es geht ja doch“ wird mit Sicherheit an den Produktionsregeln für Pflanzenschutz und Düngung in dem Sinne verlässlich gedreht, wie es im Vertrag der Parteien steht.

Es stellt sich daher die Frage, wie viel Grün verträgt die Landwirtschaft?

Dass wir in Europa generell bei Obst und Gemüse zu einer wesentlich ökologischeren Produktion kommen werden, steht außer Zweifel. Die Frage ist die Geschwindigkeit, mit der wir unterwegs sein können. Bei den Entscheidungskriterien eines Produzenten, ob eine Kulturmaßnahme billig, effizient und einfach ist, um die Produktionsleistung zu steigern, wird als erstes Kriterium die Frage nach der ökologischen Auswirkung voran gesetzt werden.

Somit verändert sich auch die Kostenstruktur in der Produktion. Der Gesetzgeber verordnet allen Produzenten eines ganzen Landes eine „de facto Erhöhung“ der Produktionskosten.

Tatsache daraus ist, dass die Lebensmittel eines ganzen Landes moderat teurer werden – dafür sind sie ökologisch um eine Stufe „sauberer“.

Gespannt bin ich, ob der Lebensmittelhandel diese Chance ergreift und in seinen Marketingstrategien und Flugblättern eine besondere Qualität auslobt und nicht wie seit Jahrzehnten  ausnahmslos die billigsten Aktionen bewirbt.

Fritz Prem