Kolumn

Zu große Apfelernte?

Die Apfelproduktionsländer der EU erwarten laut Prognosfruit mit knapp 12 Millionen Tonnen eine der größten Apfelernten seit es Erhebungen in der Form gibt.

Die Stimmung, die sich in der Branche breit macht, folgt einem alten Reflex der Produzenten und Händler: wir haben in dieser Saison zu viele Äpfel und damit wird der Großhandelspreis stark zurückgehen. Massiv verschärft sich die Situation durch die Sanktionen von Russland. Der EU-Apfelmarkt wird dadurch zusätzlich durcheinandergewirbelt und in so manchen Bereichen neu aufgestellt werden.

Wenn man die aktuellen Auslöser beiseiteschiebt und hinter die Kulissen schaut, dann muss man als Insider zugeben, dass man teilweise ein längerfristiges Strukturproblem hat, das durch Förderungen verstärkt wurde.
Das wesentlich gravierendere Problem ist, dass die Branche seit mehreren Jahren den Rückgang des Apfelkonsums in Europa bejammert. Die logische Schlussfolgerung daraus müsste sein, dass wir nicht zu viele Äpfel in dieser Saison haben, sondern die Konsumenten innerhalb der EU zu wenige Äpfel essen. Wenn wir die Vorjahres-Erntemenge der EU von etwa knapp 11 Millionen Tonnen durch etwa 500 Millionen Konsumenten teilen, so ergibt sich ein durchschnittlicher Pro-Kopf-Verbrauch von etwa 22 Kilo.
Eigentlich sollte die Branche froh sein, wieder mehr Äpfel ins Lager zu bekommen, um durch intelligente Marktzugänge den Pro-Kopf-Verbrauch erhöhen zu können.

Die WHO hat erhoben, dass in den entwickelten Ländern etwa ein Drittel der Bevölkerung für einen gesunden Lebensstil regelmäßig zu wenig Obst und Gemüse isst.

Die Analyse des Sachverhaltes ist schlüssig, aber alle in der Branche wissen, dass die Knochenarbeit im Detail liegt.

 

Prem 36/2014
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