„Wohin mit dem Champost – Herausforderungen, Chancen und mögliche Potenziale“, lautet das Thema von Florian Fritsche, Frisoyte, über die Verwendung von Champost, also dem abgetragenen Pilzsubstrat, als Dünger in der Landwirtschaft im Rahmen der Jahrestagung des Bundes Deutscher Champignon- und Kulturpilzanbauer (BDC) in Heiligenstadt.
Drei Praktiker ergänzten den Einführungsvortrag, von links nach rechts: Moderatorin Christiane James, Florian Fritsche, Hans Deckers, Andreas Schmaus und Waldemar Schuller. Foto © BDC
Überdüngung in vielen Bereichen und nicht zuletzt die Auflagen der Düngeverordnung machen die Verwertung dieses wertvollen Naturmateriales immer schwerer. An einer neuen Idee arbeitet der Fachmann gerade mit einem BDC-Mitglied: Die Deckerde, die zu einem großen Teil aus Schwarztorf besteht, kann abgefräst werden und zur Produktion von Blumenerde verwendet werden. Noch ist das ein Pilotprojekt, doch die Idee könnte helfen, die Menge des Champosts zu reduzieren. Auf Dauer, so die Idee von Fritsche, müssen die Betriebe und ihr Verband aber daran arbeiten, das Champost nicht mehr als Kompost gilt. „Champost ist das abgetragene Kultursubstrat, aber kein Kompost“, meinte der Fachmann für die Entsorgung landwirtschaftlicher Reststoffe. Bei der Diskussion mit dem Plenum wurde deutlich, dass viele Betriebe die Lage ähnlich sehen. Ein erster kleiner Schritt auf dem Weg in die richtige Richtung könnte das Arbeiten mit den korrekten Begrifflichkeiten sein: Champignons werden auf einem Substrat kultiviert, das in einer der ersten Produktionsphasen Ähnlichkeiten mit Kompost aufweist. Im Verlauf der Herstellung des Substrates finden aber weitere Prozesse statt, die mit einer klassischen Kompostierung nichts mehr zu tun haben.
Wie Praktiker derzeit mit dem Thema umgehen, berichteten drei BDC-Mitglieder. Hans Deckers, Geldern, kennt die Probleme bei der Verwertung bereits länger. Im deutsch-niederländischen Grenzgebiet, zu dem auch Geldern gehört, wird von der Produktionsbetrieben aus den Niederlanden viel Druck gemacht, weil auch sie den Champost verwerten müssen. Als Reaktion auf die Ausbringsperre, die mit der Düngeverordnung kam, hat der Gelderner seine Lagerflächen für Champost deutlich erweitert. So ist der Druck, ständig verwerten zu müssen vor allem im Winter nicht so hoch, allerdings ist der Bau der Flächen teuer und das eigentliche Problem lösen sie auch nicht.
Waldemar Schuller für Dohme Champignons, Hameln, ging die Sache mit intensiven Gesprächen mit Landwirten und den zuständigen Behörden an. Dieses Verfahren braucht viel Geduld. Schuller sprach über einen Prozess, der sich über Jahre hingezogen hat und weiterhin andauert. Immerhin konnte bei den Behörden dank der intensiven Gespräche und der guten Information darüber, was Champost eigentlich ist, erreicht werden, dass die Sache im Landkreis nicht ganz so streng gehandhabt wird, wie anders wo. Champost aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen wird mittlerweile weit über Hameln hinaus bis nach Braunschweig transportiert. Das zeigt wie groß der Druck auch in dieser Region ist, in der Schuler arbeitet.
Andreas Schmaus, Pöttmess, erklärte, dass auch Bayern nicht mehr das Tal der Ahnungslosen in Sachen Verwertung von Champost sei. Noch findet der Unternehmer Landwirte, die mit dem abgetragenen Substrat etwas anzufangen wissen, aber: „Wenn der Transport den Umkreis von 50 km übersteigt, wird es einfach zu teuer“, weiß Schmaus, der seine Landwirte bereits heute für die Abholung bezahlt.
Fazit: Das Thema braucht eine Lösung, die aber noch nicht in Sicht ist. Ein erster kleiner Schritt kann das Verwenden der korrekten Begrifflichkeiten im Betrieb und gegenüber Dritten sein.
www.der-champignon.de
Quelle Text/Bild: BDC
Veröffentlichungsdatum: 06. Januar 2020