Heidelbeeren, Avocados oder Mangos gelten als Superfood und verzeichnen seit Jahren eine steigende Nachfrage. Standardprodukte wie Äpfel, Zitrus– und Steinfrüchte oder Bananen dagegen stagnieren oder verlieren sogar an Käufergunst. Dazu beeinflussen die verfügbaren Erntemengen den Markt. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Witterung. Spätfröste, Hagel, Trockenheit und Regen wirkten sich 2019 auf die Produktion aus, so die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI).
Bildquelle: Shutterstock.com
Wie in den zurückliegenden Jahren wurde die Obsternte in Deutschland auch 2019 maßgeblich durch die Witterung beeinflusst. Fröste im Frühjahr führten zu Ernteausfällen. Betroffen waren Kulturen ohne Frostschutzanlagen. Insbesondere der Streuobstanbau litt unter den eisigen Temperaturen. In den Sommermonaten folgten Starkregen, Hitzewellen und Gewitter, die erheblich die Qualität, vor allem die Haltbarkeit der Sommerfrüchte, beeinflussten. In der Folge wurde mehr importiert. Zumal der Beerenobstbereich erneut boomte. Allerdings fiel die Obsterzeugung in der gesamten EU nach der reichlichen Ernte 2018/19 wieder kleiner aus. Verantwortlich dafür sind die geringere Kernobstproduktion, sowie Einbußen bei Zitrusfrüchten. Die Steinobsternte fiel nach den starken Ernteverlusten im Vorjahr insbesondere in Südeuropa dagegen wieder reichlicher aus.
Konstante Mengen und Preise bei Erdbeeren
Jedes Jahr aufs Neue entscheidet das Wetter, ob die Erdbeersaison ein Erfolg oder Misserfolg wird. In der Saison 2019 waren alle Wetterextreme vertreten, von Sturm, Frost, Starkregen, Hagel bis zu Temperaturen von über 40 Grad Celsius. Unterm Strich schlossen die Produzenten die Saison 2019 jedoch besser als im Vorjahr ab, da eine stetige Mengenentwicklung zu stabileren Preisen führte.
Heidelbeerboom hält an
Mit der erneut gestiegenen Einkaufsmenge bei Strauchbeeren hält der Boom der Vorjahre weiterhin an. Vor allem Heidelbeeren sind weiter auf Wachstumskurs. Nach Analyse des Haushaltspanels der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ist die Einkaufsmenge 2019 erneut gestiegen. Voraussetzung dafür lieferten die Importe. Zwar nahm die deutsche Produktion zu, die starke ganzjährige Nachfrage wurde aber vor allem in der europäischen Frühsaison mit dem Hauptlieferanten Spanien bedient. Daneben wachsen die Zufuhren aus Übersee in der off-season. Auffallend sind die starken Importe während der deutschen Saison. Die zunehmende Nachfrage nach den als „Superfood“ gemarkerten Heidelbeeren öffnet den deutschen Markt für polnische Zufuhren. So sind die Ankünfte aus dem Nachbarland im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 45 % gestiegen. Mittlerweile werden mehr als 50 % der Heidelbeereinkäufe über Importe bedient.
Apfelmarkt im Frühjahr unter Druck, im Sommer etwas besser entlastet
Der Apfelmarkt eines Jahres setzt sich immer aus zwei Saisons zusammen, die jeweils im August/September beginnen und im Sommer auslaufen. Nach der Rekordernte des Vorjahres standen folglich im Januar 2019 noch deutlich mehr Äpfel zur Verfügung als im Jahr zuvor. Die Preise standen unter Druck. Daran änderte sich bis Saisonende wenig. Dank der über weite Strecken kühlen Witterung riss die Nachfrage nach Äpfeln aber auch im Frühjahr und in den Sommermonaten nicht gänzlich ab, so dass zumindest der Absatz nicht zusammenbrach. Anders sah es für die Überseeware aus. Hier fehlten aufgrund der starken Präsenz deutscher Ware wichtige Absatzkanäle. Diese Ware drückte auf den freien Markt. Entsprechend schwierig war der Start der neuen Apfelsaison. Die Markteinschätzung ist jedoch optimistisch.
Ausblick 2020 für Deutschland
Aus der Apfelernte 2019 stehen weniger Äpfel zur Verfügung. Eine ausreichende Marktversorgung für die erste Jahreshälfte 2020 ist gegeben, die Preise werden aber voraussichtlich anziehen. Zumal die größten Angebotslücken bei den Spätsorten auftreten, die den Markt im Frühsommer und Sommer versorgen.
Bei Birnen bleibt Deutschland auf Importe angewiesen. Die kleinere Birnenernte im Benelux-Raum und vor allem in Italien wird sich daher auch im deutschen Handel u.a. in festeren Preisen widerspiegeln. Die Ernteausfälle insbesondere bei italienischen Abate Fetel macht dazu größere Importe aus Übersee wahrscheinlich.
Beim Sommerobst wird nach den Erfahrungen und Erfolgen der vergangenen Saison der geschützte Anbau weiter ausdehnt werden während die Freilandfläche auch künftig zurückgeht. Allerdings haben die vergangenen Jahre gezeigt, wie witterungsabhängig der Obstmarkt ist. Das macht eine genaue Einschätzung für das kommende Jahr schwierig.
Den vollständigen Rückblick auf das Obstjahr 2019 finden Sie als Analyse in der AMI Markt Woche Obst & Gemüse.
Quelle und Copyright: AMI-informiert.de (AMI, 06.01.2020)
Veröffentlichungsdatum: 07. Januar 2020