Disruption in der Agrikultur: „Disrupt Agriculture“ lautet das Motto des Start-up-Days auf der Fruit Logistica 2020. Wie schon im Vorjahr steht der letzte Messetag ganz im Zeichen von Innovationen. 20 junge Unternehmen stellen vor allem neue Softwarelösungen vor, die die gesamte Wertschöpfungskette optimieren sollen – vom Anbau bis zum Vertrieb.
Im Zeichen der Nachhaltigkeit. Foto © Messe Berlin
Der Servicedienstleister Dimuto aus Singapur zum Beispiel kann mithilfe von Blockchain, Internet of Things und Künstlicher Intelligenz Frischeprodukte genau zurückverfolgen. Das niederländische Start-up Polariks hat einen Scanner für Traktoren entwickelt, der mit Hyperspektralsensoren präzise Informationen über einzelne Pflanzen bietet.
Disruption zieht sich auch durch die Fachveranstaltungen auf der Messe: Mehr denn je geht es um Datensammlung und Digitalisierung im Agrarsektor. Künstliche Intelligenz soll helfen, Ressourcen und CO2-Emissionen einzusparen sowie Abfall zu vermeiden. Die Drohnen der niederländischen Firma Rijk Zwaan zum Beispiel können Größe, Form, Farbe, Wachstum und Zustand der Früchte unter wechselnden Einflüssen im freien Feld überwachen.
Digitalisierung soll auch die Aufzucht in Gewächshäusern verbessern. Das war ein Thema in der neuen Halle „Greenhouse Technology“ und bei dem neuen Forum: „Smart Horticulture Global“. Vorgestellt wurden unter anderem vertikale Agrikulturen, Ernteroboter und effiziente Kreislaufsysteme. Die Firma Parus entwickelte für Gewächshäuser eine LED-Beleuchtung (Foto), deren Wellenlängen die Photosynthese beschleunigen kann.
Das Berliner Unternehmen Infarm stellt digital gesteuerte Gewächshauseinheiten vor, die Großhändler, Supermärkte und sogar der Einzelhandel im Innenbereich aufbauen und einsetzen können. Kunden sind dadurch näher an der Produktion, und die Lieferwege entfallen.
Ob Produktion oder Vertrieb: Im Mittelpunkt der Innovationen auf der FRUIT LOGISTICA steht die Frage, wie sich Ressourcen optimal nutzen und Schadstoffe verringern lassen.
3 Fragen an...
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Michelle Redfern, Gründerin von Advancing Women und Keynote-Speakerin beim Global Women’s Network
Warum brauchen Frauen in der Fruchtbranche ein extra Netzwerk?
Generell ist es ein strategischer Vorteil, wenn Frauen ihre Erfahrungen mit anderen Frauen teilen. Denn seien wir ehrlich: Die meisten Geschäfte werden über Beziehungen gemacht. Zwar sind heute mehr Frauen in Führungspositionen. Aber in den Top 500 US-Unternehmen sind es nur fünf Prozent, und bei den Top 200 Unternehmen in meinem Heimatland Australien sind es unter 14 Prozent. Häufig bleiben Frauen im mittleren Management stecken.
Wie sieht es in der Fruchtbranche aus?
Wir haben noch zu wenige Daten. Aber mit unserer neuen Organisation „Global Women Fresh“ sammeln wir jetzt Informationen darüber, wie viele Frauen wo in unserer stark diversifizierten Branche beschäftigt sind. Das hilft, um das Netzwerk schneller zu verbessern. Die Branche ist vielfältig, sie reicht vom Anbau über Logistik bis zum Verkauf.
Was verändert sich, wenn mehr Frauen in der Fruchtbranche mitbestimmen?
Wir brauchen mehr kognitive Diversität, ein frisches Denken, um mit den großen globalen Problemen fertig zu werden. Also benötigen wir nicht nur mehr Frauen, sondern allgemein mehr Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen, die Entscheidungen treffen. Das ist essenziell für Nachhaltigkeit und Erfolg.
Prachtexemplare
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Mit seinem buttrig-nussigen Geschmack und seiner knackigen Textur erinnert er an grünen Spargel: der Tenderstem Royale, eine Kreuzung aus Brokkoli und Kailan (auch Chinesischer Brokkoli genannt). Sein purpurfarbener Stängel ist ebenso zart wie sein grüner Kopf, sodass er komplett verzehrt und auch roh geknabbert werden kann. Gekocht ist er innerhalb von wenigen Minuten gar und bewahrt so Bissfestigkeit und Inhaltsstoffe.
Sakata Vegetables Europe
Halle 8.2; Stand B11
c/o: Theresa Richards
T: +44 1622816999
Eine herkömmliche Wassermelone ist für kleine Haushalte ziemlich groß. Die Neuzüchtung Kisy von BASF Vegetable Seeds ist kaum größer als ein Apfel. Sie kann halbiert und ausgelöffelt oder geschält werden. Ihre Schale ist dunkelgrün, das Fruchtfleisch rot und fest. Verkauft wird die Mini-Melone in einer Verpackung aus Karton, sie eignet sich auch gut für unterwegs. Sie wächst in Spanien zwischen Mitte Juni und Mitte August.
Jimbofresh
Halle 5.2; Stand B09
Miguel Angel Jiménez Bosque
T: +34 626 022 485
TICKER
+++ Ausgezeichnete Innovationen: Die „Yoom“-Tomate der niederländischen Firma Syngenta Seeds hat den FRUIT LOGISTICA Innovation Award (FLIA) gewonnen. Der FLIA in Silber geht an die nachhaltige Verpackung „Compastable, Flexible, Printed, Packaging“ des polnischen Unternehmens Silbo. Und Bronze holt sich ebenfalls eine umweltfreundliche Verpackung: „SoFruMiniPak“ von SoFruPak Witold Gaj aus Polen. +++ Starke Frauen: Das Future Lab war am Freitagmorgen besonders gut besucht. Über 100 Frauen kamen zum Global Women’s Network auf der FRUIT LOGISTICA. Viviane Schappo, Monica Bratuti und Julie Escobar hatten das Netzwerktreffen auf der FRUIT LOGISTICA 2019 ins Leben gerufen. +++ Gutes Ende: Die FRUIT LOGISTICA endet heute um 16 Uhr. Damit die Früchte nicht verloren gehen, arbeitet die Messe mit der Berliner Tafel zusammen. Sie sammelt Lebensmittel und verteilt sie an Bedürftige. Im letzten Jahr waren es 70 Tonnen Obst und Gemüse von der FRUIT LOGISTICA. +++
Was ich heute gelernt habe…
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„Mir ist klar geworden, dass es mit Blick auf Plastik keine einfache Lösung gibt. Einfache Antworten sind in der Regel nicht die besten. Wir müssen für jeden Einzelfall, also jedes Produkt und jeden Lebenszyklus, die passende Lösung finden.“
Yann Champenois, Leiter Forschung und Entwicklung, Floreale
„Ich arbeite selbst in der Agrartechnik-Branche und fand es sehr spannend zu sehen, wie viele unterschiedliche Ansätze es gibt, Lösungen im Agrarsektor zu entwickeln. Die Wachstumsmöglichkeiten auf dem Gebiet sind einfach enorm.“
Juliet Phillips, Projektmanagerin Europa, QLBS
Fotos © Messe Berlin
„Ich bin Mangoproduzent und möchte auf der FRUIT LOGISTICA Kontakte knüpfen, um unser Fruchtpüree nach Europa zu exportieren. Wichtig ist für mich vor allem zu erfahren, welche Anforderungen ich dafür erfüllen muss. Heute Morgen habe ich auf der Messe ein Refraktometer gekauft, um den Zuckergehalt unserer Früchte bestimmen zu können.“
Joe Cobbinah, Vorstandsvorsitzender, Bodukwan Farms & Factory
„In der Branche dreht sich alles um grüne Technologie und Technologie generell. Bei uns in Malaysia liegt der Fokus noch stark auf der Produktivität und darauf, genug Lebensmittel zu erzeugen. Andere Länder haben dieses Stadium bereits überwunden. Doch der Wandel hin zur grünen Technologie wird auch für uns immer wichtiger werden.“
Fariha Edrous, Erste Botschaftsrätin für Landwirtschaft, Botschaft von Malaysia
Video des Tages
Neue Sensoren, dynamische Anbaupläne und Aufkleber, die frisches Obst länger haltbar machen: Beim Start-up Day der FRUIT LOGISTICA dreht sich alles um Innovationen. 20 Unternehmen präsentieren ihre Ideen für die Frischfruchtbranche und für mehr Nachhaltigkeit.
Aktuelle Videos mit neuen Eindrücken von der Messe und Experteninterviews finden Sie in im Fruit Logistica Youtube-Kanal.
Quelle: Messe Berlin GmbH
Veröffentlichungsdatum: 10. Februar 2020