Den Anfang machten bereits Ende Februar die feinen, weißen Stangen von einzelnen direktvermarktenden Betrieben, die beheizte Felder haben. Ende März beginnt die Spargelernte in ganz Niedersachsen. Den aktuellen Wetterprognosen zufolge nehmen die Erntemengen stetig zu.
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Landwirtschaftskammer Niedersachsen: Mit moderner Folientechnik lässt sich Wachstum des Edel-Gemüses besser steuern
Trotz des milden Winters ist die Dormanz (Ruheperiode) ausreichend gebrochen, bestimmt die Temperatur den Austriebsstart und die Menge. Die warmen Temperaturen in der Mitte des Monats mit 5 bis 8 Sonnenstunden am Tag führten dazu, dass der Austrieb in den meisten Anlagen kurz bevorsteht bzw. bereits stattgefunden hat. Auf Flächen mit Dreifachabdeckung wird bereits geerntet.
Nicht nur das Wetter ist in diesem Jahr eine unvorhersehbare Komponente für die Spargelbetriebe. Momentan stellt neben den Temperaturen die weitere Entwicklung im Umgang mit dem Coronavirus die Betriebe vor einige Herausforderungen. Probleme gibt es im Bereich der Erntehelfer: Mögliche Reisebeschränkungen, Quarantänevorschriften, Unterbringung und Ausbleiben der Erntehelfer beschäftigen die produzierenden Betriebe. Das Angebot an Spargel wird daher in starkem Maße davon abhängen, in welchem Maße es den Betrieben gelingen wird, Erntehelfer zu gewinnen. Auf der Agrarjobbörse der Landwirtschaftskammern können die Betriebe Stellenanzeigen inserieren, um gezielt nach Erntehelfern zu suchen. Binnen weniger Tage haben sich bereits 1700 Menschen auf dem Portal gemeldet, die bereit sind, die Betriebe zu unterstützen.
2018 und 2019 waren Ausnahmejahre mit trockenen und heißen Sommermonaten und sehr wenig Niederschlag in vielen Regionen. Somit waren die Spargelanlagen auf eine künstliche Bewässerung angewiesen. Hierbei haben die ein- bis dreijährigen Anlagen den höchsten Bedarf, da das Wurzelsystem noch nicht voll ausgeprägt ist. Altanlagen (ab dem vierten Standjahr) haben unter optimalen Bedingungen ein gut entwickeltes Wurzelsystem, das bis tief in den Boden reicht.
In vielen Regionen gab es große Niederschlagsmengen, die die Arbeit auf den Spargelflächen erschweren. Teilweise waren die Schläge erst spät befahrbar und eine Bearbeitung erst gar nicht möglich.
Dass die Erntemengen bislang zugenommen haben, hängt nicht nur mit dem Wetter, sondern auch mit den modernen Anbaumethoden zusammen: Viele Betriebe haben in den zurückliegenden Jahren in zusätzliche Folientechnologie investiert. Mit deren Hilfe lässt sich das Wachstum des Edelgemüses beschleunigen und besser steuern.
Neben der Abdeckung der Spargeldämme mit einer Lage Folie und den Feldern mit einem zusätzlich transparenten Folientunnel über den Dämmen setzen Spargelbauern verstärkt auf eine Dreifachabdeckung: Dabei wird über dem Tunnel, in denen die Dämme mit schwarzer Folie abgedeckt sind, noch eine weitere Folie aufgelegt. Dadurch erwärmen sich auch noch die Laufwege zwischen den Tunneln und speichern zusätzlich Wärme. Tunnel und Folie lassen sich auch maschinell abheben. Das spart Zeit und schont die Pflanzen. Die Folie bietet außerdem einen effektiven Schutz vor Erosion und Schaderregern. Hinsichtlich des ökologischen Aspekts ist zu erwähnen, dass die Folie über die gesamte Kulturdauer von zehn Jahren genutzt wird und dann recycelt werden kann. Bei Spargelfeldern handelt es sich des Weiteren um Flächen, die außerhalb der Erntezeit fast nicht betreten werden und deshalb Rückzugsgebiete für viele Tiere sind. Da die Folien nicht lange auf den Flächen liegenbleiben, beeinflussen sie den Boden mit seinen Lebewesen nicht nachteilig.
Die Spargeldammtemperatur kann durch das Auflegen, das Wenden oder das Abnehmen der unterschiedlichen Folien gesteuert werden. Für die Überwachung der Dammtemperatur gibt es mehrere Möglichkeiten. Unter anderem zeichnen Messgeräte die Temperatursumme im Spargeldamm auf. Hierdurch können Spargelfachleute abschätzen, wann in etwa mit dem Erntebeginn zu rechnen ist. Sobald das Rhizom (der Erdspross) in etwa 20 Zentimeter Tiefe von Temperaturen von zwölf Grad und mehr umgeben ist, treibt der Spargel aus.
Nach Angaben des Landesamts für Statistik wurden 2019 landesweit 28.073 Tonnen Spargel geerntet (2018: 27.468 Tonnen). Spargel ist mit 4.844 Hektar Anbaufläche die flächenstärkste Kultur im niedersächsischen Gemüseanbau. Zu den Zentren des niedersächsischen Spargelanbaus gehören die Regionen rund um Hannover, Nienburg, Lüneburg, Uelzen sowie das Osnabrücker Land.
Quelle: Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Veröffentlichungsdatum: 01. April 2020