Als vor einigen Jahren deutsche Arbeitslose zum Spargelstechen aufgefordert wurden, war die Vermittlung nur selten von Erfolg gekrönt. Den Menschen war die Arbeit auf dem Feld zu schwer und zu ungewohnt, die Landwirte konnten ihre Mitarbeit nicht verlässlich einplanen.
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Ganz anders sieht das im Moment aus, schreibt der Landvolk-Pressedienst. Corona hat viele Arbeitnehmer ausgebremst, sie sind in Kurzarbeit, mit entsprechendem Verdienstausfall. Die Betroffenen wollen sich nun zum Teil etwas dazu verdienen und bieten ihre Hilfe bei Spargelbauern an.
„Es gibt tatsächlich ein großes Interesse zu helfen“, bestätigt Fred Eickhorst von der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer in Niedersachsen. Vor allem in der nachbarschaftlichen Hilfe auf dem Dorf sei dies gut zu realisieren. „Es lohnt sich nicht, aus Hannovers Innenstadt zum Spargelbauern in der Region oder gar nach Nienburg zu fahren“, sagt er. Vor allem Betriebe mit einem hohen Bedarf könnten nicht alle Helfer mit ungelernten Kräften ersetzen. Auch einen häufigen Wechsel unter den Mitarbeitern wollen die Landwirte vermeiden. Für Arbeitsspitzen, als Verstärkung sowie auf kleineren Höfen sind die Helfer jedoch eine echte Entlastung.
Die Stellenanzeigen der Landwirte werden gut wahrgenommen. „Einige Betriebe, die eine Anzeige über www.agrarjobboerse.de geschaltet haben, konnten diese nach kurzer Zeit wieder inaktiv stellen, weil sie so viele Bewerbungen erhielten“, sagt Dr. Matthias Heyder von der Arbeitnehmerberatung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Das Portal leistet einen Beitrag, die Lücke der fehlenden Saisonkräfte zu schließen.
Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von Migranten und Flüchtlingen. „Darum hatten wir schon jahrelang gebeten“, sagt Spargelbauer Oliver Brink aus Uelzen. Eine Arbeitserlaubnis war für die Neuankömmlinge in Deutschland jedoch immer sehr schwierig zu bekommen. Besonders erfreulich ist deshalb, dass drei junge Männer aus Ghana nun relativ unbürokratisch auf dem Spargelhof von Brink mit anpacken dürfen. Das sei vor allem der Willkommensfrau der Landwirtschaftskammer, Agnes Schrader-Mazarguil, zu verdanken. „Es macht Spaß mit den Jungs zusammenzuarbeiten“, sagt der Landwirt. Er ist sehr dankbar, dass ihm in der Ernte geholfen wird. „Diese Leute sind wichtig für uns und haben es verdient, fair behandelt zu werden“, macht Brink deutlich. Nachdem das Vertrauen auf beiden Seiten aufgebaut war, seien die Ghanaer mit den anderen Spargelstechern zu einem guten Team zusammengewachsen: „Das klappt hervorragend.“
Quelle: LPD
Veröffentlichungsdatum: 24. April 2020