Als die Verbraucher zu Beginn der Corona-Krise in die Supermärkte stürmten, um Kartoffeln und Klopapier zu hamstern, konnte Frederik Nienau die große Nachfrage kaum bewältigen. „Das ging richtig ab“, fasst der Kartoffelbauer aus dem Landkreis Lüneburg die Zeit zusammen.
Frederik Nienau. Foto © Landvolk Niedersachsen
Die Kartoffelpackbetriebe hätten mehr zu tun gehabt, als sonst zu Weihnachten und Ostern zusammen. Da die Abpacker nur die Zwischenstation zwischen Landwirt und Supermarkt sind, hat sich diese Nachfrage auch direkt auf seinen Bauernhof ausgewirkt. „Bis 10 Uhr morgens rufen die Kunden an, ob ich am nächsten Morgen liefern kann“, beschreibt der 41-Jährige seinen normalen Arbeitsalltag. Den ganzen Winter über haben er und seine Familie deshalb die eingelagerten und gekühlten Kartoffeln und Zwiebeln zusammen mit einem Mitarbeiter sortiert und mit dem LKW ausgeliefert. Und das in der Krise noch ein bisschen öfter als ohnehin schon.
„Wir haben von der Krise profitiert“, macht Nienau deutlich. Seine Lager waren nach dem Winter noch voll mit Zwiebeln und Kartoffeln. Er freut sich über den überraschenden Absatz. Wer sich hingegen auf Pommeskartoffeln spezialisiert hat, wird auf diesen Ackerfrüchten wohl sitzen bleiben. „Auch bei den Zwiebeln ist die Nachfrage sehr unterschiedlich“, sagt Nienau. Große Zwiebeln, die sich gut schälen lassen und aus denen Zwiebelringe oder Würfel für Großküchen hergestellt werden, fährt er im Moment nur noch sehr selten zum Schälbetrieb. „Sonst wird dort jeden Tag eine ganze LKW-Ladung Zwiebeln verarbeitet“, sagt er. Andere Abnehmer, die zum Beispiel Convenience-Produkte herstellen, fragen hingegen gut nach.
„Die Corona-Krise hat die Agrarmärkte kräftig durcheinandergewirbelt“, sagt Nienau. Das Risiko der unsicheren Preise kennt der Landwirt jedoch schon seit Jahren. Er wundert sich, dass viele andere Betriebe und Gastronomen schon nach vier Wochen in Schwierigkeiten geraten. In der Landwirtschaft sei man es gewöhnt, Durststrecken zu überwinden. „Wir wissen, dass wir uns etwas auf die hohe Kante legen müssen“, sagt er. Auch wenn das bei laufenden Kosten oft leichter gesagt als getan sei.
„Bei Kartoffeln werden die Karten jedes Jahr neu gemischt“, lautet Nienaus jahrelange Erfahrung auf einem freien Markt. Der Sommer entscheidet über die Preise. „Wenn es trocken bleibt, steigen die Preise, aber auch die Kosten für die Beregnung“, verdeutlicht er. Zudem sei immer fraglich, wie viele Kartoffeln exportiert werden können. Er hofft jedenfalls, dass sich die Verbraucher auch nach der Corona-Krise auf die Früchte vor Ort zurückbesinnen. Denn Niedersachsens Bauern machen weiter!
Quelle: LPD
Veröffentlichungsdatum: 28. April 2020