Trotz Corona werden in Schleswig-Holstein angesichts des milden Winters und der vergangenen sonnigen, aber kalten Tage im März, jetzt die ersten reifen Erdbeeren aus dem Folientunnel geerntet. Allerdings stehen bisher nur erste kleine Mengen der süßen Früchte zur Verfügung, da nur sehr wenige Betriebe diese Art der kostenintensiven Verfrühung im Folientunnel nutzen. Die Erntemengen werden dann im Mai langsam ansteigen, bis im Juni die Haupternte erwartet wird.
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Diesmal steht die Saison aufgrund eines Mangels an Arbeitskräften aus Osteuropa vor schwierigeren Vorzeichen als sonst. Ob den Betrieben ausreichend Erntehelfer zur Verfügung stehen werden, ist bis jetzt noch nicht absehbar. Erdbeeren zum Selberpflücken dürfte es in dieser Saison vermehrt geben aufgrund der fehlenden Erntehelfer werden mehr Betriebe auf diese Vermarktungsart setzen, auch wenn hier ebenfalls die nötigen Abstandsauflagen einzuhalten sind. Erdbeeren zum Selberpflücken stehen in der Regel aber erst ab Ende Mai bereit, da es sich hier um spätere Sorten handelt, die unempfindlicher beim Pflücken sind. Gerade für Kinder ist das Selberpflücken ein Erlebnis zu ernten und zu schmecken, wo gesunde heimische Nahrungsmittel wachsen.
Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, drückt den Erdbeerbetrieben in diesen schwierigen Zeiten mit Corona ganz besonders die Daumen für eine gute Ernte, gute Erntebedingungen, ausreichend Arbeitskräfte und faire Preise. Sie rät Verbrauchern, beim Einkauf auf heimische Ware zu achten. „Jede Kaufentscheidung für regionale, saisonale Produkte stärkt die Erzeuger in der Region und schont die Umwelt durch kurze Transportwege. Und diese Erdbeeren sind in Frische und Geschmack unübertroffen, und sie gehören zum Mai einfach dazu wie der hiesige Spargel und gute regionale Kartoffeln“.
Viele Erdbeererzeuger setzen in Schleswig-Holstein vor allem auf die Direktvermarktung: In Hofläden oder Verkaufsständen an verbrauchernahen Standorten bieten sie die Früchte pflückfrisch an. Diesmal ist auch hier das Personal knapp. Viele Betriebe haben jedoch erkannt, dass gerade hier sich Menschen aus der Bevölkerung einbinden lassen. Die Hilfsbereitschaft ist enorm.
Besonders süße Früchte erwartet
Nach dem milden Winter begann die Vegetation im Februar mit viel Wind und Nässe. Ein Witterungsumschwung erlaubte es dann aber, doch noch rechtzeitig die Folien zu ziehen. Reichlich Sonne im März und April, wenig Regen und kalte Nächte lassen süße Früchte erwarten.
Der April brachte dann die ausreichende Erwärmung in den Folientunneln. Vor dem kalten Ostwind und den Nachtfrösten vor und nach Ostern waren die Erdbeerfrüchte im Folientunnel gut geschützt und nahmen weiter an Größe zu, sodass passend zum 1. Mai die ersten süßen Erdbeeren reif sein dürften. Die Landwirtschaftskammer und der Obstbauversuchsring erwarten sehr gute Qualitäten an süßen Früchten.
Trockene Aussichten?
Derzeit haben die Erdbeeren keine Probleme mit der trockenen Witterung. Aber regional unterschiedlich wird bereits Tröpfchenbewässerung eingesetzt. Sollte es so trocken werden wie im vergangenen Jahr, könnte sich Wasser erneut zu einem beachtlichen Kostenfaktor entwickeln.
Anbau und Erntemenge in Schleswig-Holstein
Wenn alles glatt läuft, werden in Schleswig-Holstein rund 10.000 t Erdbeeren produziert. Die Anbaufläche ist allerdings zuletzt etwas gesunken auf schätzungsweise rund 900 ha (-10 %). Die Betriebe setzen hierzulande nun noch mehr auf die Direktvermarktung, weniger auf den Absatz am Großmarkt. Um rechtzeitig am Markt zu sein, verfrühen alle Erdbeerbetriebe in Schleswig-Holstein einen Teil ihres Erdbeeranbaues. In Schleswig-Holstein werden auf ca. 60 ha Folientunnel Erdbeeren angebaut, das entspricht ca. 7 % der gesamten Erdbeeranbaufläche. Insgesamt verfrüht werden rund 30 % der Gesamtfläche. Die Zahl der Betriebe liegt bei rund 80. Die größten Flächen liegen in den Kreisen Herzogtum Lauenburg, rund ¼ der Fläche, sowie Plön und Ostholstein, ebenfalls rund ¼ der Fläche. Für die Ernte der rund 900 ha werden zirka 3.000 Erntehelfer benötigt. Schätzungsweise werden zum Auftakt der Saison noch ein paar Pflücker fehlen. Die Betriebe sind aktuell dabei, sich um Aushilfen zu kümmern bzw. Kräfte aus Osteuropa doch noch einfliegen zu lassen.
Quelle: Landwirtschaftskammer SH
Veröffentlichungsdatum: 05. Mai 2020