Wenn die Bauern in Niedersachsen in diesem Jahr ein „Spargel-Silvester“ feiern, dann vor allem, weil es das Ende einer sehr bemerkenswerten Saison ist. Der frühe Auftakt im März war weniger geprägt durch stark wechselnde Wetterlagen, sondern mehr durch die massive Unsicherheit aufgrund der beginnenden Corona-Krise und ihre deutlich spürbaren Folgen für die Landwirtschaft. Die für die Spargelbauern so wichtigen Erntehelfer aus den europäischen Nachbarstaaten durften zunächst nicht einreisen.
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„Wir sind froh, dass uns die Politik die Lage versetzt hat, die Helferinnen und Helfer einfliegen zu können, auch wenn dies mit erheblichen Kosten für die Betriebe verbunden war“, sagt Fred Eickhorst, Geschäftsführer der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer in Niedersachsen. „Zunächst wusste ja niemand, ob wir überhaupt eine Stange aus der Erde kriegen.“ Die Bilanz am Ende der Saison fällt daher durchwachsen aus, „aber besser als gedacht!“, betont der Fachmann.
Gewinner sind die Direktvermarkter. Der hohe Anteil am Vor-Ort-Verkauf lässt sich durch ein gestiegenes Bewusstsein der Verbraucher für die Qualität regional produzierter Lebensmittel erklären. Der Trend, die örtliche Wirtschaft zu stärken und zu unterstützen, war auch vor der Corona-Krise erkennbar. Gut lief das Geschäft nach Angaben von Fred Eickhorst auch für die Höfe, die den Lebensmitteleinzelhandel beliefern. Da Gastronomie und Kantinenbetreiber als Großkunden weitgehend ausgeblieben sind, fällt hier das Ergebnis der Saison erwartbar ernüchternd aus. „Wir haben erstmals die Situation, dass es in Deutschland eine Handvoll von zumeist großen Spargelanbauern gibt, die Insolvenz anmelden mussten“, erklärt Eickhorst. Nach zwei bis drei Jahren mit einem schwierigen Umfeld hat die Unsicherheit im Zusammenhang mit Corona einige Betriebsaufgaben zur Folge gehabt.
Die Erntemenge hat sich mit 25 bis 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr deutlich reduziert; das im Vergleich zum Vorjahr etwas höhere Preisniveau für den Verbraucher ist im gesamten Verlauf der Spargelsaison gleich geblieben. Es gab keine Erntespitzen. Viele Betriebe hatten ihre Produktion wegen der Corona-Pandemie von vornherein nicht auf 100 Prozent hochgefahren. Trotz aller Unwägbarkeiten war 2020 dennoch ein ordentliches Spargeljahr.
Quelle: LPD
Veröffentlichungsdatum: 29. Juni 2020