Frühjahrsfröste und alternierende Erträge drücken die EU-Apfelernte auf unterdurchschnittliche 10,7 Mio. t. Sind die damit verbundenen höheren Preiserwartungen in „Corona-Zeiten“ durchsetzbar und wie präsentiert sich der deutsche Markt?
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Nur 10,7 Mio. t Äpfel - Deutschland Prognose mit 951.000 t 4 % weniger als im Vorjahr
Wie die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) berichtet, erfolgt nach einer schwachen EU-Apfelernte mit „ausgeruhten Bäumen“ in der Regel eine Vollernte, die dann den Markt in seiner Aufnahmefähigkeit überfordert und letztendlich Dumpingpreise zur Folge hat. Aber die Frühjahrsfröste haben in fast allen Anbauregionen wieder zugeschlagen und werden das Apfelangebot für die kommenden Monate reduzieren. Die World Apple & Pear Association (WAPA) prognostiziert ein Erntevolumen von 10,7 Mio. t, damit 100.000 t weniger als im bereits angebotsschwachen Jahr 2019. Von einer möglichen Vollernte, die im Jahr 2018 mit 13,3 Mio. t für ein Desaster sorgte, ist man weit entfernt. Hervorzuheben ist Polen, das mit 3,4 Mio. t Äpfel rund 1,5 Mio. t hinter seiner möglichen Produktionskapazität zurückbleibt.
Für Deutschland prognostiziert die AMI eine Marktproduktion von 951.000 t, damit 4 % weniger als im Vorjahr.
Die Vermarkter und Produzenten blicken optimistisch in die kommende Apfelsaison. Äpfel aus der Ernte 2019 sind geräumt und der Markt für die neue Ernte offen. Durch die frühe Vegetation sind schon südeuropäische Gala verfügbar, der badische Raum setzt mit der Sorte Elstar ein.
Marktgerechte deutsche Produktion
Bei der für Deutschland prognostizierten Erntemenge gibt es auch regionsabhängig wenig Verschiebungen zum Vorjahr. Der Norden mit Schwerpunkt Niederelbe und die Region Bodensee verfehlen ihr Vorjahresergebnis nur knapp. Das Rheinland klagt über deutliche Ausfälle bei den Sorten Elstar und Jonagold und meldet daher ein Minus von 20 % zum Vorjahr. Sachsen ist wiederholt von starken Frühjahrsfrösten betroffen und kann nur auf das schwache Vorjahresvolumen zurückgreifen.
Spitzenernte beim Streuobst
Im Gegensatz zum Marktobstanbau ist im Streuobstanbau und in den Hausgärten eine Spitzenernte von 850.000 t zu erwarten. Dies wird zwangsläufig den Grad der Eigenversorgung der Haushalte erhöhen und den Apfeleinkauf im Zeitraum September bis Dezember einschränken. Die Vermarkter deutscher Äpfel blicken dennoch entspannt in die kommende Vermarktungsperiode. Man hofft, dass die Corona-Pandemie den Fokus noch mehr auf den Einkauf regionaler Produkte lenkt und die Importe weniger Platz in den Regalen des Einzelhandels finden. Andererseits könnte die absehbar schwächere Kaufkraft zu einem preisbewussteren Einkaufsverhalten führen. Werden mehr preisgünstigere Äpfel in 2-kg-Taschen II. Qualitäten gekauft? Die Frage kann heute nicht beantwortet werden.
Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie könnten sich auch die globalen Warenströme für Äpfel verändern. Die Europäische Union exportiert jährlich 1,3 Mio. Äpfel und ist auf offene Märkte in Asien, Amerika und Südamerika angewiesen. Sollte es hier zu Einschränkungen kommen, würde dies den EU-Binnenmarkt belasten.
Rückläufige Preise im Einzelhandel
Durch die relativ enge Marktversorgung zahlen die deutschen Konsumenten im Einzelhandel aktuell durchschnittlich 2,15 EUR/kg. Ab Anfang September gibt es dann wieder vermehrt Angebote und der Durchschnittspreis dürfte wieder in den Bereich von 1,50-1,70 EUR/kg rutschen. Dies würde dann ein für alle Marktbeteiligten, inkl. der Obstbauern und Konsumenten, akzeptables und in der Wertschätzung des Produkts angemessenes Niveau beinhalten.
Mehr Birnen
Bei Birnen prognostiziert die WAPA eine EU-Erntemenge von 2,2 Mio. t. Das Plus von 240.000 t zum Jahr 2019 ermöglicht wieder eine volle Marktversorgung, beinhaltet aber keinen Überhang. Die Vermarkter erwarten einen stabilen Markt. Immerhin fällt die Ernte 200.000 t kleiner als in den Spitzenjahren 2015 und 2017 aus.
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Quelle und Copyright: AMI-informiert.de (AMI, 06.08.2020)
Veröffentlichungsdatum: 07. August 2020