Das BIOVEXO-Forschungsprojekt sagt dem aggressiven Pflanzenschädling Xylella fastidiosa den Kampf an, der Europas Oliven- und Mandelbaumkulturen zu zerstören droht. Dabei stützt sich das Forschungsprojekt auf eine Auswahl neuartiger biologischer Pestizidkomponenten, die kritisch getestet und in ihrer Entwicklung zur Marktreife vorangetrieben werden sollen.
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Mit einem Finanzierungsrahmen von 6,6 Mio EUR beging am 1. Mai 2020 seinen offiziellen Projektstart.
Das Xylella-Bakterium wird durch die im Mittelmeerraum weit verbreitete Wiesenschaumzikade (Philaenus spumarius) von Pflanze zu Pflanze übertragen und ist seit 2013 in Italien und Spanien immer stärker aufgetreten. Das Bakterium fügt vor allem Olivenpflanzen großen Schaden zu und zerstört mitunter ganze Olivenkulturen innerhalb weniger Jahre. Ohne den raschen Einsatz wirksamer Gegenmaßnahmen droht der Verlust zahlreicher Olivenkulturen in Südeuropa. Obwohl derzeit mehrere Pflanzenschutzprodukte zum Einsatz gegen Xylella erhältlich sind, gibt es laut der Europäischen Agentur für Ernährungssicherheit (EFSA) keine Produkte deren Wirksamkeit auch wissenschaftlich bestätigt ist.
Nicht nur ein Problem für Olivenbauern
In der am stärksten betroffenen Region Apulien in Italien brach die Olivenproduktion aufgrund von Xylella bereits um 65 bis 80 Prozent ein. Auch kulturhistorisch wertvolle, Jahrhunderte alte Olivenbäume wurden zerstört und geschätzte 100.000 Arbeitsplätze gingen verloren. Xylella breitet sich auch auf andere Kulturpflanzen aus wie etwa auf Mandelplantagen, wovon Spanien am Festland und in Mallorca besonders betroffen ist. Schäden aufgrund von Xylella-Befall wurden auf verschiedenen weiteren Kulturpflanzen in den Mittelmeerregionen Frankreichs, Portugals und Israels festgestellt.
Europaweite Prognosen gehen von Xylella-bedingten Ertragsverlusten von 36 bis 70 Prozent in der Olivenernte und 13 Prozent in der Mandelernte aus. Zwei Millionen Tonnen Olivenölproduktion in Europe sind gefährdet, wenn nicht rasche Abhilfe geschaffen wird. Da es derzeit keine Produkte zur biologischen Xylella-Kontrolle gibt, ist der Bedarf nach ökologisch nachhaltigen neuen Entwicklungen im Pflanzenschutz besonders groß.
Eine ökologisch nachhaltige Lösung
Angesichts drohender Xylella-Ausbrüche in ganz Europa ist es BIOVEXOs ultimatives Ziel, die Pflanzenkrankheit auszumerzen und Kontrollmechanismen zu etablieren, die ökonomisch und ökologisch nachhaltig sind. Vor allem will das Projekt die besonders betroffenen Anbaugebiete Europas schützen, die als kulturelles Erbe einen beträchtlichen traditionellen Wert haben.
BIOVEXOs neu entwickelte Pestizide sollen in Kombination sowohl direkt gegen das Xylella-Bakterium wirksam sein als auch das Bakterien-übertragende Insekt bekämpfen, und zwar in präventiver und auch kurativer Anwendung. Insgesamt sechs innovative Bio-Pestizide sollen rigoros getestet, in ihrer Anwendung optimiert und dann für den Markteintritt vorbereitet werden.
Österreich im Lead - AIT und RTDS leiten europäisches Biopestizid-Projekt
Das AIT Austrian Institute of Technology hat die wissenschaftliche Projektkoordination inne, während die Wiener RTDS-Gruppe die administrative Koordination übernimmt.
Im BIOVEXO-Projekt werden sechs mögliche Biokontroll-Lösungen zunächst im kleinen Maßstab getestet und validiert und in ihrer Formulierung optimiert. Dann werden die besten Lösungen weiterverfolgt und in groß angelegten Feldstudien in den beiden wichtigsten Xylella-Ausbruchsregionen Europas, Apulien (Italien) und Mallorca (Spanien), zur Anwendung gebracht.
Weitere Informationen.
Quelle: APAOts/AIT Austrian Institute of Technology GmbH
Veröffentlichungsdatum: 26. August 2020