Züchtungserfolg nach 18 Jahren intensiver Forschungsarbeit: Die „Deichperle“ hat das Wissenschaftsteam und die Obstbaubetriebe gleichermaßen überzeugt und das nicht nur durch ihren saftig-süßen Geschmack und die hohen Erträge. Dieser Apfel ist gewissermaßen das Baby von Wissenschaftlern der Hochschule Osnabrück rund um den Professor für Obstanbau, Werner Dierend.
3.000 neue Apfelsorten züchten Prof. Dr. Werner Dierend (rechts) und sein Team vom Campus Haste jedes Jahr. Eine Kreuzung aus Topaz und Dalinbel überzeugte beim Sensorik-Test, den Prof. Dr. Ulrich Enneking (links) durchgeführt hat. Foto © Hochschule Osnabrück
Dazu haben die Forscher die Sorten Topaz und Dalinbel gekreuzt. Ziel sei es gewesen, einen Apfel zu züchten, der gut mit Hitze und Trockenheit, wie sie in den drei vergangenen Sommern oft herrschten, zurechtkommt. Zudem habe die Neuschöpfung eine Resistenz gegen Schorf. Nun erobert die neue Apfelsorte die ersten Wochenmärkte und Geschäfte.
Sweet 17, Zinderella, Nordstern oder Deichperle? Das Ergebnis einer deutschlandweiten Online-Befragung mit 1.000 Teilnehmenden war eindeutig. Nun sind die ersten Äpfel der Sorte „Deichperle“ auf Wochenmärkten, in Hofläden und einigen Supermarkt-Filialen in Norddeutschland erhältlich. Foto © Hochschule Osnabrück
Zudem sei die "Deichperle" sehr schmackhaft mit einer "feinen Säure". Zudem sei er sehr lange haltbar, das zähle für die Verbraucher auch, so Dierend.
Sie ist saftig-süß und besticht durch ihre kräftige Rotfärbung: die „Deichperle“. An der Hochschule Osnabrück haben Wissenschaftler jetzt die neue regionale Apfelsorte vorgestellt. Sie ist in enger, langjähriger Zusammenarbeit mit der Züchtungsinitiative Niederelbe (ZIN) entstanden. Die „Deichperle“ mit ihren besonderen Qualitäten soll den Obstbauern und -händlern im Alten Land helfen, im harten Wettbewerb gegen internationale Konkurrenz zu bestehen.
An rund 40.000 Bäumen im Alten Land wächst die neue Apfelsorte mit ihrer intensiven Rotfärbung bereits. Doch bis es soweit war, hat Prof. Dr. Werner Dierend, Professor für Obstbau, mit seinem Team hunderte Kreuzungen durchgeführt. „Beim Kreuzen übertragen wir den Pollen der Vatersorte mit einem Pinsel von Hand auf die Blüten der Muttersorte. Aus den Früchten der Muttersorte gewinnen wir die Kerne, die die Eigenschaften beider Sorten enthalten.“ Aus jedem Kern entstehe eine neue Sorte – wie die Probe „Nummer 17“ aus der ersten Versuchsreihe, die heutige „Deichperle“.
18 Jahre Teamarbeit: Prof. Dr. Henning Schacht (links), Prof. Dr. Werner Dierend (2. von rechts) und Prof. Dr. Ulrich Enneking (rechts) haben gemeinsam mit Thorben Sumfleth und weiteren Obstanbaubetrieben aus dem Alten Land die neue Apfelsorte gezüchtet und unter anderem auf Ertrag, Lagerfähigkeit und Geschmack getestet. Foto © Hochschule Osnabrück
Mit rund 17 Millionen Obstbäumen ist das Alte Land das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Nordeuropas. Fast jeder dritte deutsche Apfel stammt von der Niederelbe. Doch die dortigen Sorten Elstar und Jonagold verlieren mit der Zeit an Qualität und Preis. „Wir brauchen neue regionale Apfelsorten, um auch in Zukunft konkurrenzfähig zu bleiben. Neue, beliebte Apfelsorten mit besseren Preisen kommen überwiegend aus wärmeren Gebieten wie Pink Lady aus Australien“, so Obstanbauer Thorben Sumfleth. Deshalb gründeten sieben junge Obstbauern, unter ihnen Thorben Sumfleth, im Jahr 2002 mit rund 170 weiteren Obstbaubetrieben und Obsthändlern die ZIN. Wissenschaftliche Unterstützung holten sie sich bei der Hochschule Osnabrück. Nun - 18 Jahre später - ist es soweit: Die „Deichperle“ erobert die ersten Wochenmärkte und Supermarkt-Filialen in Norddeutschland.
Gemeinsam mit Prof. Dr. Henning Schacht, Professor im Fachgebiet Baumschule, zog Dierend tausende Sämlinge auf dem Campus zu jungen Bäumen heran. Die jungen Apfelbäume wurden dann über Jahre hinweg an der Niederelbe und an der Hochschule auf Erträge, Krankheitsresistenzen und Lagerfähigkeit der Früchte getestet.
Überraschung: Sorte „Nr. 17“ kommt groß raus
„Es ist ein Puzzlespiel. Wir haben viele Anforderungen, und es gibt kaum eine Sorte, bei der alles zusammenpasst“, so Dierend. „Bei der Sorte ‚Nr. 17‘ haben wir damals befürchtet, dass die Früchte etwas zu klein wären. Aber ihr saftig-süßer Geschmack, die gleichmäßig hohen Erträge und die gute Lagerfähigkeit haben unsere Aufmerksamkeit geweckt.“ Deshalb gaben die Forscher die Sorte „Nr. 17“ an die Obstbauern weiter und zu ihrer Überraschung wuchsen an anderen Standorten im Alten Land größere Früchte. Außerdem zeigte sich, dass sie durch ihre Schorfresistenz sogar für den Ökolandbau geeignet ist.
Quelle: Prof. Dr. Werner Dierend, Professor für Obstbau - Hochschule Osnabrück
Veröffentlichungsdatum: 21. September 2020