Die Corona-Krise ändert nichts: Handelsunternehmen setzen weiter darauf, den Einsatz von Plastik zu reduzieren. „Ich hätte vermutet, dass das Thema Plastik von vielen Kunden neu bewertet wird. Aber das können wir in unseren Märkten nicht feststellen“, sagt Daniela Büchel, Bereichsvorstand Nachhaltigkeit und Personal bei der REWE Group. Und bei tegut… heißt es: „Plastikverpackungen zu vermeiden und künftig noch weiter zu reduzieren, bleibt ein wichtiges Unternehmensziel.“
Plastikfrei für Früchte: Reichenau-Gemüse setzt auf kunststofffreie Verpackungen für Tomaten. Foto © Reichenau-Gemüse eG
Das Potenzial dafür ist beträchtlich. Einer Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) zufolge lassen sich 21 Prozent aller Plastikverpackungen im deutschsprachigen Raum durch entsprechende Lösungen aus Wellpappe ersetzen – damit ließen sich bis zu 825.057 Tonnen Kunststoff pro Jahr einsparen. Verpackungen aus Wellpappe bieten sich in vielen Fällen als nachhaltige Alternative an, weil sie aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und in Deutschland fast vollständig recycelt werden.
Fruchthandel ganz vorn dabei
Große Unterstützung im Bemühen um Plastikvermeidung erhält der Einzelhandel von der Obst- und Gemüsebranche. „Die gesamte Branche sucht aktiv nach Alternativen zu Kunststoff“, sagt Benedikt Mangold, Leiter Global Produce bei der BayWa AG. Er verweist auf das Ziel eines BayWa-Tochterunternehmens, bis 2025 zu 100 Prozent recycelbare Verpackungen aus 100 Prozent nachwachsenden Rohstoffen zu verwenden. Aus Expertensicht ist dabei einiges möglich: Laut GVM lassen sich bei Obst und Gemüse 64 Prozent des Verpackungskunststoffs vermeiden, wenn verstärkt Wellpappenlösungen zum Einsatz kämen.
Viele Fruchterzeuger haben bereits ihre Verpackungen ganz oder teilweise von Kunststoff auf Wellpappe umgestellt. So hat Reichenau-Gemüse umweltfreundliche kunststofffreie Verpackungen für Reichenau-Tomaten bereits 2019 eingeführt. Christian Müller, stellvertretender Geschäftsführer, ist von der Überlegenheit des neuen Konzepts überzeugt. „Wellpappenverpackungen sind äußerst stabil und halten den Belastungen auf ihrem Weg in den Handel spielend stand“, sagt Müller. „Sie stehen den Kunststoffverpackungen auch im Hinblick auf Hygiene, Haltbarkeit und Sicherheit in nichts nach. 95 Prozent unseres Gemüses, das wir in Wellpappe verpacken, sind Tomaten. Das funktioniert hervorragend, weil das Material weicher als Kunststoff ist und weniger Druckstellen verursacht.“
Wellpappe statt Schrumpffolie
Ein weiteres Beispiel: Der Verband Südtiroler Obstgenossenschaften (VOG) hat in diesem Jahr eine neue Verpackung für Äpfel auf den Markt gebracht. Die umweltverträgliche Schale für vier oder sechs Äpfel besteht aus Graswellpappe mit einem Anteil von 40 Prozent Gras im Papier. An Stelle einer Schrumpffolie aus Kunststoff verschließt ein Deckel aus Graspapier die Schale. „Die Pappe umschließt und schützt die Früchte einerseits und erlaubt andererseits dank ihres modernen Designs die freie Sicht auf das Produkt“, sagt VOG-Geschäftsführer Werner Castiglioni.
Der Trend zum ökologischen Verpacken lässt sich auch durch die Covid-19-Pandemie nicht umkehren – in Zukunft werden noch mehr Verpackungen für Tomate, Apfel und Co. plastikfrei sein. „Der Handel möchte umweltverträgliche Verpackungen, weil es die Verbraucher so wollen“, sagt Reichenau-Geschäftsführer Müller. Wellpappe erfüllt seiner Meinung nach alle Kriterien eines ökologischen Verpackungsmaterials. Müller: „Verbraucher wissen, dass der Stoffkreislauf von Papier und Pappe funktioniert und haben Vertrauen in das Recycling.“
Quelle: VDW Wellpappe Report 3/2020
Veröffentlichungsdatum: 15. Oktober 2020