Zusammen mit seinen Partnern Fairtrade International und dem Forum Fairer Handel investiert das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in einen Hilfsfonds über 13 Millionen Euro, um nachhaltig produzierende kleinbäuerliche Betriebe in Entwicklungsländern zu unterstützen, in der Corona-Krise Jobs zu erhalten.
Aufgrund notwendiger Hygiene- und Schutzmaßnahmen sind die Produktionskosten für Bananen gestiegen. Mehrkosten, auf denen die Produzent*innen derzeit sitzenbleiben. Foto © Santiago Engelhardt / Fairtrade
Die Initiative ist ein wichtiges Beispiel für eine gelungene Kooperation von zivilgesellschaftlichen Akteuren und dem BMZ: Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller: „Corona macht deutlich, wie eng wir auf der Welt verbunden und wie verwundbar wir sind. Die Ärmsten in den Entwicklungs- und Schwellenländern brauchen unserer Solidarität – erst recht in Krisenzeiten. Ich bin dankbar, dass es uns gemeinsam mit unseren langjährigen Partnern im Fairen Handel gelungen ist, nachhaltig produzierende kleinbäuerliche Betriebe schnell zu unterstützen.“
Mit dem Zuschussfonds sollen 400.000 Kleinbäuerinnen und -bauern in 24 Ländern des Globalen Südens, die unmittelbar durch die Corona-Pandemie in Schwierigkeiten geraten sind, schnell, unbürokratisch und wirkungsvoll unterstützt werden. Die Soforthilfe wird dabei zunächst zur Linderung der akuten Notlage der Kleinbäuerinnen und -bauern und für Präventionsmaßnahmen gegen die weitere Ausbreitung des Virus eingesetzt. In großem Umfang werden Lebensmittel, Saatgut und Hygieneartikel in ländlichen Regionen verteilt und Aufklärungskampagnen zu Covid-19 über die lokalen Medien lanciert. Gleichzeitig wird durch die Bereitstellung von Ausrüstungsgegenständen und kleineren Maschinen (Gewächshaus-, Mahl-, Schäl-, Röst-, Trocknungs- und Kompostanlagen), die Übernahme von laufenden Betriebskosten und gezielte Beratungsdienstleistungen die Geschäftskontinuität der ProduzentInnen-Organisationen (Bauernkooperativen, Verarbeitungsbetriebe, Exportunternehmen) für fair gehandelte Agrarrohstoffe sichergestellt.
Bereits zu Anfang der Pandemie im April 2020 war absehbar, dass Handelspartner im Globalen Süden Unterstützung benötigen würden. Fehlende soziale Absicherung und unzureichende Strukturen im Gesundheitswesen sind in vielen Ländern Realität. Das stellt Produzentinnen und Produzenten gerade in Krisenzeiten vor existentielle Herausforderungen. Gautam Mohan von Tea Promoters India berichtet, dass die Teeernte gerade auf ihrem Höhepunkt war, als die dortige Ausgangssperre eingeführt wurde. „Die komplette Wirtschaft in der Region Darjeeling hängt von einer guten First Flush-Ernte ab. Sicher wird auch unsere First Flush-Ernte davon betroffen sein. Wir werden uns nach Kräften bemühen, sicher zu stellen, dass das Virus nicht nach Darjeeling kommt und jeder sicher und geschützt ist.“
„Mit dem Fonds haben wir die Möglichkeit, unseren Handelspartnern in den Ländern des Globalen Südens mit extrem hohem Infektionsgeschehen wichtige Nothilfe zur Verfügung zu stellen und so seit Jahrzehnten aufgebaute Strukturen im Fairen Handel zu stabilisieren“, berichtet Matthias Fiedler, Geschäftsführer des Forum Fairer Handel. So wird über die Mitglieder des Forum Fairer Handel die Soforthilfe direkt an ihre Handelspartner kanalisiert.
Um sicherzustellen, dass die bereitgestellte Soforthilfe auch wirkungsvoll eingesetzt wird, wird diese von Fairtrade International in enger Abstimmung mit den Partnern in den betroffenen Ländern umgesetzt. „Mithilfe unserer Netzwerke vor Ort können wir die Hilfsleistung koordinieren und abwickeln. So stellen wir sicher, dass Hilfe genau dort ankommt, wo sie benötigt wird. Fairtrade hatte im Frühsommer bereits 3,4 Mio. EUR aus eigenen Mitteln bereitgestellt, aber das Ausmaß der Pandemie übersteigt unsere eigenen Möglichkeiten. Daher begrüßen wir die Unterstützung sehr“, sagt Claudia Brück, Vorständin von Transfair e.V. / Fairtrade Deutschland.
„Die aktuelle Krise hat die gesamte Wirtschaft des Landes in Mitleidenschaft gezogen, auch unsere Organisation“, berichtet Sigfredo Benitez von einer Fairtrade-zertifizierten Kaffeekooperative in El Salvador. „Wir mussten einige Beschäftigte nach Hause schicken. Die noch ausstehenden Löhne haben wir mithilfe der Fairtrade-Prämie auszahlen können.“
Mit einer Laufzeit von zwei Jahren beweist die Initiative Weitsicht: Neben akuter Nothilfe und Präventionsmaßnahmen gegen die weitere Ausbreitung des Virus werden auch Mittel für einen nachhaltigen Wiederaufbau nach der Pandemie bereitgestellt und Maßnahmen unterstützt, die Ernährung und Einkommen der ländlichen Bevölkerung auf eine breitere Basis stellen.
Die Initiative ist ein wichtiges Beispiel für eine gelungene Kooperation von zivilgesellschaftlichen Akteuren, dem BMZ und der GIZ: „Es ist die Aufgabe der Deutschen Entwicklungszusammenarbeit, gerade in Krisenzeiten schnell agieren zu können. Das haben wir dank der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Akteuren des Fairen Handels am konkreten Beispiel Covid-19 geschafft. Das zeigt, dass eine enge Zusammenarbeit der Akteure der Entwicklungszusammenarbeit nicht nur wichtig, sondern essenziell für den Erfolg unserer Arbeit ist“, erläutert Bundesminister Dr. Gerd Müller.
Quelle: TransFair e.V. (Fairtrade Deutschland)
Veröffentlichungsdatum: 16. Oktober 2020