Zahlen belegen: In Deutschland werden weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Der Inlandsabsatz sank 2019 gegenüber dem Vorjahr um 6,7 Prozent. Die Frage nach den Gründen wird ganz unterschiedlich beantwortet.
Bildquelle: Shutterstock.com
Zwischen 2018 und 2019 sank die Menge an Pflanzenschutzmitteln, die an Landwirtschaft und Gartenbau in Deutschland verkauft wurde, um 6,7 Prozent. Das geht aus einem Bericht des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hervor. Damit sank der Pflanzenschutzabsatz im Inland das dritte Jahr in Folge.
Das BVL und das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) führen diesen Absatzrückgang vor allem auf die geringere Nachfrage nach Herbiziden und Fungiziden zurück und hoben angesichts der Vorstellung des Berichts den Rückgang bei Pflanzenschutzmitteln mit dem Wirkstoff Glyphosat um 11,3 Prozent hervor.
Der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr sei durch die trockene Wetterlage begünstigt, die 2019 verkaufte Menge an Pflanzenschutzmitteln aber so gering wie seit 20 Jahren nicht mehr.
Unterschiedliche Interpretation der Ergebnisse
Für den Deutschen Bauernverband (DBV) Ausdruck der Tatsache, dass Landwirtinnen und Landwirte "auf einem guten Weg sind, Pflanzenschutzmittel gezielter und effizienter einzusetzen". Eine pauschale Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes hält der DBV für unnötig, vielmehr brauche es eine breite Palette an Wirkstoffen, um Krankheiten und Schädlinge wirksam bekämpfen und Resistenzen vermeiden zu können. Sowohl im konventionellen als auch im ökologischen Anbau sei Pflanzenschutz notwendig.
Demgegenüber verweist der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) darauf, dass auf Bio-Flächen so gut wie keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt würden, sodass pro Hektar Fläche sogar mehr Pflanzenschutzmittel auf deutschen Äckern ausgebracht würden. Denn die landwirtschaftlich genutzte Fläche, auf der Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen, habe in den vergangenen 20 Jahren stark abgenommen. Grund dafür sei vor allem, dass der Ökolandbau heute mit 1,6 Millionen Hektar fast 10 Prozent der deutschen Landwirtschaftsfläche einnehme – 8,5 Prozent mehr als noch 1995.
Nach Ansicht des BÖLW deuten die gesunkenen Absatzzahlen nicht auf ein verändertes Umweltbewusstsein oder einen präziseren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln hin. Sie seien vielmehr der trockenen Witterung der letzten Jahre geschuldet.
Dem Umweltbundesamt (UBA) zufolge fällt außerdem ins Gewicht, dass die landwirtschaftlich genutzte Fläche in Deutschland in den letzten 25 Jahren insgesamt abgenommen hat – seit 1995 um rund 565.000 Hektar.
Entscheidend für eine Bewertung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes aus ökologischer Sicht ist, laut UBA, aber weniger die ausgebrachte Menge, als vielmehr die Wirkungsintensität oder die Wirkungsäquivalente. Die alleinige Festsetzung von mengenbezogenen Minderungszielen für alle Pflanzenschutzmittel sei nicht ausreichend, denn moderne hochwirksame Pflanzenschutzmittel könnten "aus ökotoxikologischer Sicht trotz geringerer Dosierung das gleiche Gefährdungspotenzial wie ältere Mittel in hoher Dosierung aufweisen".
Wie sieht es im Rest der EU aus? Lesen Sie hier mehr.
Quelle: BLE/ BZL - Bundesinformationszentrum Landwirtschaft
Veröffentlichungsdatum: 26. Oktober 2020