Regionale Lebensmittel sind Klimaschutzprodukte und sichern das Überleben von Handwerksbetrieben oder ländlichen Gaststätten. Die Realität ist aber: Der weltweite Warentransport hat sich in den vergangenen 40 Jahren verzehnfacht. Klein- und Kleinstbetriebe haben dagegen oft Existenzprobleme. Wie der Bundesverband der Regionalbewegung e. V. aktuell gegensteuert, erläuterte die stellvertretende Geschäftsführerin Brigitte Hilcher in ihrem Vortrag: „Die Regional-Idee – Wie Stadt und Land wieder zusammenwachsen.“ auf dem 4. BZfE-Forum.
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Lebensmittelhandwerk braucht regionale Lebensmittel
Mit Presseaktionen wie „Rote Liste der Nahversorger“ macht der Verband darauf aufmerksam, dass viele Lebensmittelhandwerker schon bald verschwunden sein könnten: Geht die Entwicklung so weiter wie bisher, schließt der letzte kleine Bauernhof seine Tore im Jahr 2036, die letzte Handwerksbäckerei 2039. Da regionales Wirtschaften am besten mit kleinen Betrieben funktioniert, besteht ein direkter Zusammenhang zwischen einer Rückbesinnung auf regionale Lebensmittel und dem Schutz kleingewerblicher Strukturen.
„Wir brauchen eine starke regionale Bewegung, um die regionale Vermarktung nach vorne zu bringen. Und wir fordern ein Umdenken und mehr Unterstützung seitens der Politik, um diesen erschreckenden Strukturwandel aufzuhalten, bevor es zu spät ist“, sagte Hilcher. Dafür macht sich der Verband als Interessenvertretung der Regionalinitiativen seit fünfzehn Jahren stark. Im Zentrum steht der „Tag der Regionen“. Er ruft jedes Jahr zum Mitmachen bei hunderten von Aktionen in ganz Deutschland auf. Mit der RegioApp können Menschen regional einkaufen oder essen gehen. Sie enthält bereits über 5.000 Einträge und nimmt gerne neue Anbieter auf. Im RegioPortal sind über 150 Initiativen in ganz Deutschland verlinkt, die sich um eine regionale Vermarktung bemühen und regionale Wertschöpfungsketten erhalten oder aufbauen.
„Unsere Vision ist, dass wir in ganz vielen Regionen solche Modelle haben und sich die Ideen vervielfältigen“, so Hilcher. „Das darf aber nicht von einzelnen Personen abhängen, die sich bisher oft im Ehrenamt aufreiben. Stattdessen stellen wir uns ganze Wertschöpfungszentren in Nahversorgerregionen mit vielen Beteiligten vor. Die könnten von Bund, Ländern und Kommunen getragen werden und mit regionalen Initiativen als Partner zusammenarbeiten.“ Als Rahmen fordert der Verband unter anderem ein Bundesprogramm regionale Wertschöpfung sowie individuell angepasste Regionalitätsstrategien für alle Bundesländer.
Der gesamte Vortrag findet sich auf dem YouTube-Kanal des Bundeszentrums für Ernährung unter https://youtu.be/JcPd3T-9etM
Weitere Informationen:
bzfe.de/inhalt/ernaehrung-in-den-planetaren-grenzen
www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/
Quelle: BZfE, Gabriele Freitag-Ziegler, Britta Klein, www.bzfe.de
Veröffentlichungsdatum: 10. November 2020