Die Ernte des Spreewälder Meerrettichs ist in der Vorwoche auf dem Meerrettichschlag des Gemüsebaubetriebes „Spreewald“ in der Nähe des Lübbenauer Ortsteils Ragow gestartet. Das knapp 10 Hektar große Meerrettichfeld am Ragower Ponnischkaweg ist die größte zusammenhängende Meerrettich-Anbaufläche 2020 im Spreewald.
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Produkt mit EU-Gütesiegel
Neben Spreewälder Gurken und Beelitzer Spargel besitzt Spreewälder Meerrettich das EU-Gütesiegel „Geschützte Geographische Angabe“ (g.g.A.). Für die Verarbeiter besteht damit die Pflicht, bei der Veredlung überwiegend Meerrettich aus regionalem Anbau zu verwenden. Die dafür notwendigen Erntemengen im Spreewald sichern die Landwirtschaftsbetriebe per Vertragsanbau. Insgesamt werden in diesem Jahr im Spreewald ca. 11 Hektar Meerrettich angebaut – rund 1 Hektar mehr als im Vorjahr.
Meerrettichernte im Spreewald
Neben Marcel Mich vom Gemüsebaubetrieb in Klein Radden widmet sich Dirk Richter mit seinem Gemüsebetrieb in Klein Klessow dem Meerrettichanbau Auf seinen insgesamt 1,2 Hektar Anbaufläche baut er zur Hälfte die alte Spreewälder Landsorte an. Für diesen Beitrag zum Erhalt genetischer Ressourcen bekommt er eine finanzielle Unterstützung vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz. Mit diesem Sortenerhaltungsanbau hat sich Richter in diesem Jahr für den „Goldenen Heuschober“ – einem Innovationspreis der Stadt Lübbenau beworben. Für eine Wettbewerbsteilnahme sind unter anderem Beiträge zur Wahrung und Förderung der Regionalität beziehungsweise der Standortidentität willkommen.
Auch der Meerrettichanbau und die -ernte 2020 sind von der Corona-Pandemie betroffen. Im Frühjahr fehlte es bei Mich an Saisonkräften um die Schwigatze (Stecklinge) in den Boden zu bringen. So verzögerte sich das Stecken der Schwigatze um fast einen Monat. Seniorchef Reinhard Mich beanstandet zu viele Köpfe und zu viele Nebenwurzeln, die der Meerrettich auf Kosten einer starken Hauptwurzel in diesem Jahr gebildet hat. Mit der Qualität der geernteten Wurzelstangen ist er nur bedingt zufrieden. Das lag wohl auch am insgesamt zu kühlen und zu trockenen Frühjahr und Sommer. Meerrettich mag es warm und feucht.
Ausgerechnet am Wochenende vor dem Erntebeginn führte ein lang andauernder Landregen zu einer Vernässung der großen Anbaufläche bei Ragow, die den Einsatz der Vollerntema-schine bisher nicht zulässt. So müssen die Meerrettichwurzeln in Handarbeit aufgeladen werden. Die Ernte des Meerrettichs erfolgt bis zum Einsetzen der ersten Fröste auf zwei Drittel der Gesamtfläche. Der Rest wird im Frühjahr des Folgejahres geerntet. Damit ist die frische Rohware über einen längeren Zeitraum für die Verarbeitungsbetriebe verfügbar. Neben dem Anbau und der Ernte werden die Wurzeln in den Landwirtschaftsbetrieben grob gereinigt, von den Nebenwurzeln befreit, nach Qualitäten sortiert und an die Verarbeitungsbetriebe geliefert. Dabei werden auch die Schwigatze für das Folgejahr aussortiert, gebündelt und eingelagert.
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Quelle: Spreewaldverein e.V.
Veröffentlichungsdatum: 12. November 2020