Die Folgen der Corona-Pandemie sowie der Afrikanischen Schweinepest fordern die Lieferketten der Agrar- und Ernährungswirtschaft und damit auch die Genossenschaften im Grünen Sektor. Damit auch in Zukunft die Versorgung der Bevölkerung gewährleistet ist, müssen die Unternehmen dauerhaft arbeitsfähig bleiben.
Bundesministerin Julia Klöckner. Foto © CDU Rheinland-Pfalz
Bundeslandwirtschaftsministerin spricht beim DRV-Präsidium
Dazu ist am 12. November die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner (CDU) zu einem Meinungsaustausch mit dem Präsidium des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) zusammengekommen.
Klöckner nannte Genossenschaften im Grünen Sektor ein wichtiges Glied in den Lieferketten. Die aktuellen Krisen zeigten, wie wichtig robuste und gleichzeitig flexible Herstellungs- und Lieferprozesse seien. Sie sagte: „Die Landwirtschaft trägt maßgeblich dazu bei, dass wir die Pandemie bisher gut bewältigen: Dank der Branche war und ist die Lebensmittelversorgung jederzeit sichergestellt. Mein Ziel ist es, die Lieferketten im europäischen Binnenmarkt weiter zu stärken, um in einigen Bereichen noch unabhängiger zu werden von Drittlandsimporten. Es geht nicht um Abschottung. Ein regelbasierter internationaler Handel, ein effizienter Binnenmarkt und regionale Kreisläufe sind Seiten derselben Medaille.“
In den vergangenen Monaten habe sich Bundesministerin Klöckner als geschickte Moderatorin sowie engagierte und verlässliche Krisenmanagerin erwiesen, lobte DRV-Präsident Franz-Josef Holzenkamp: „Wir sind sehr dankbar für die offene Kommunikation während der Krise und das grundsätzliche Verständnis, das Sie und Ihr Haus den Bedürfnissen unserer Branche entgegenbringen.“ Es seien jedoch weitere wichtige Schritte nötig, um den drohenden Verlust der Arbeitsfähigkeit von Unternehmen abzuwenden. Dies betreffe insbesondere die Fleischwirtschaft, den Einsatz von Saisonarbeitskräften und den Güterverkehr.
DRV-Präsident mahnt: Unternehmen arbeitsfähig halten
Im Bereich der Fleischwirtschaft besteht durch die Corona-Schutzmaßnahmen seit Wochen ein dramatischer Kapazitätsengpass in den Schlachthöfen: Eine halbe Million Tiere konnten bisher nicht geschlachtet werden. Wöchentlich kommen circa 80.000 Tiere hinzu. Der Personalmangel droht sich in Folge der Quarantänevorschriften für Reiserückkehrer zu den bevorstehenden Feiertagen im Dezember weiter zu verschärfen. „Der Gesundheitsschutz steht an erster Stelle, wir benötigen jedoch praktikable Lösungen in Form von engmaschiger Testung verbunden mit Arbeitsquarantäne, um die Arbeitsfähigkeit zu erhalten“, betonte Holzenkamp.
Die Muster-Quarantäneverordnung bedroht auch die Rohstoffversorgung unter anderem mit Getreide, Futtermitteln, Dünger und Mineralöl. Sie würde binnen kürzester Zeit zum Erliegen kommen, wenn sich Schiffsbesatzungen regelmäßig in Quarantäne begeben müssten, obwohl für sie während einer Landesdurchfahrt keinerlei Infektionsrisiko besteht.
„Unsere Betriebe des Sonderkulturbereichs sorgen sich bereits heute um die kommende Saison“, schaute Holzenkamp voraus. Auch im kommenden Jahr gilt es, Aussaat, Pflanzarbeiten, Pflege sowie Ernte zum jeweiligen notwendigen Zeitpunkt sicherzustellen. Gerade der Sonderkulturbereich ist im besonders großen Maße auf die Verfügbarkeit von Saisonarbeitskräften für den Ernteeinsatz angewiesen. Holzenkamp: „Die kurzfristigen Erleichterungen hinsichtlich Einreisevorschriften und Arbeitszeitregelungen – inklusive einer Ausweitung der 70-Tage-Regelung – sollten deshalb auch im Frühjahr 2021 Anwendung finden.“
Quelle: DRV
Veröffentlichungsdatum: 17. November 2020