Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert ein Ende des vom Lebensmitteldiscounter Aldi erneut entfachten ruinösen Kampfes um den Vertragspreis pro Bananenkiste. Der Preisdruck verdrängt nicht nur kleine und mittelständische Bauern und Bäuerinnen und verschlechtert Arbeitsbedingungen in den Herstellungsländern. Er macht auch eine nachhaltige Produktion unmöglich und bahnt den Weg für eine Intensivierung des ohnehin stark verbreiteten Einsatzes giftiger Pestizide sowie für weiteren Raubbau an der Natur, heißt es in einer Pressemitteilung.
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„Ein nationales Lieferkettengesetz ist überfällig. Es könnte Preisdrücker wie Aldi haftbar machen für Menschrechtsverletzungen und Umweltzerstörung in den Anbauländern, wenn sie gegen Sorgfaltspflichten verstoßen“, erklärt Sarah Hoesch, Mitarbeiterin für Wirtschafts- und Handelspolitik beim BUND.
Bananen-Preiskampf macht erneut Dringlichkeit von Lieferkettengesetz deutlich
Auf dem Markt verderblicher Lebensmittel herrscht ein unerbittlicher Preiskampf. So sanken die Einfuhrpreise für Bananen in den vergangenen Jahren immer weiter. In der Folge verkleinerte sich die Anbaufläche von kleinen und mittleren Betrieben in Ecuador, dem größten Exportland für Bananen, zwischen 2015 und 2019 stark. Der Gebrauch von hochgiftigen Pestiziden zur Schädlingsbekämpfung auf den immer größer werdenden, als Monokulturen bebauten Plantagen ist häufig und intensiv. Er führt nicht nur zu Umweltschäden wie der Verschmutzung örtlicher Gewässer sowie des Grundwassers und schwächt die umliegenden Böden, sondern auch zu Gesundheitsschäden der Arbeiterinnen und Arbeiter, die einem erhöhten Krebsrisiko ausgesetzt sein können.
Lebensmitteldiscounter wie Aldi kennen die schlechten Lohn- und Arbeitsbedingungen sowie die mangelnde Einhaltung von Umweltstandards in Erzeugerländern. Hoesch: „Die Ankündigung von weiteren Preisesenkungen steht in starkem Widerspruch zu dem öffentlichen Bekenntnis zu nachhaltigen, sozialen und ökologischen Produktionsbedingungen. Hier kann und muss ein nationales Lieferkettengesetz ansetzen, indem es Lebensmitteldiscounter wie Aldi dazu verpflichtet, die eigene Einkaufspraxis zu analysieren und zu prüfen, ob sie zu Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung beiträgt. Entsprechend müssten die Unternehmen dann angemessene Maßnahmen ergreifen und transparent darüber berichten.“
Der BUND fordert, das im Koalitionsvertrag vereinbarte Lieferkettengesetz endlich wirksam in Kraft zu setzen. Doch die zuständigen Ressorts der Bundesregierung streiten seit mehreren Monaten über die Eckpunkte für ein solches Gesetz. Insbesondere das Bundeswirtschaftsministerium blockiert, unterstützt durch Wirtschaftsverbände. Währenddessen mehren sich die Berichte über verantwortungsloses Handeln deutscher Unternehmen auf der ganzen Welt und inmitten der Corona- Pandemie.
Hintergrund:
Zuletzt schockierte Aldi in den Verhandlungen mit Produzentinnen und Produzenten aus den Lieferländern des in Deutschland beliebten Obstes: Dem ersten Angebot zufolge wollte der Discounter den Einkaufspreis einer Kiste Bananen für das Jahr 2021 von durchschnittlich 12,41 Euro auf 11,33 Euro senken.
Die prozentuale Bananenanbaufläche von kleinen und mittelständischen Betrieben in Ecuador sank zwischen 2015 und 2019 von 31,3 Prozent auf 20,5 Prozent.
Mehr Informationen:
Die Recherche „Von Bananen bis Bauxit: Wie deutsche Unternehmen im Ausland Menschenrechte und Umweltschutz missachten“ der Initiative Lieferkettengesetz finden Sie hier: https://lieferkettengesetz.de/wp-content/uploads/2020/12/Initiative-Lieferkettengesetz-Von-Bananen-bis-Bauxit.pdf
Mehr Informationen zur Initiative Lieferkettengesetz unter: www.lieferkettengesetz.de
Quelle: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e.V.
Veröffentlichungsdatum: 10. Dezember 2020